Neidhart von Neuenthal

[311] Neidhart von Neuenthal, gemeiniglich Herr Nithart, auch der Bauernfeind genannt, vielleicht einer aus dem Geschlechte derer von Fuchs, geborner Bayer, bereits um 1217 ein berühmter Minnesänger, lebte lange am Hose Friedrichs des Streitbaren von Oesterreich, st. vor 1246, wurde in der Stephanskirche zu Wien begraben. N. machte die spöttische Schilderung der gemeinen Wirklichkeit des Bauernlebens seiner Zeit, die Hoffart, Tänze u. Prügeleien der »Dörper« (Tölpel-Dorfbewohner) sowie der Streiche, die er ihnen und die sie ihm spielten, zu seiner Hauptaufgabe. Er sang seine munteren Spottlieder keineswegs für das Volk, sondern für den ritterlichen Hof, wurde aber dennoch dadurch Einführer der höfischen Dorfpoesie und schlug die Brücke vom Minnesang zum Volkslied. N.s Lieder lebten noch in der Reformationszeit im Munde Vieler, seine Person selbst wurde zum Mittelpunkte zahlreicher und mitunter unsauberer Schwänke (Nitharte) gemacht, häufig mit dem possenreißenden Pfaff vom Kalemberge verwechselt und als 2. Till Eulenspiegel betrachtet. – Lebensbeschreibung von W. Wackernagel und Lieder inv. d. Hagens »Minnesingern« (Leipzig 1825–38, 4 Bde.).

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Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1856, Band 4, S. 311.
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