Volkslied

[641] Volkslied, das im Munde des Volkes lebende Lied, epischen oder lyrischen Inhalts, einfach und schlicht nach Ausdruck und Melodie, und dabei so, daß jeder den Ausdruck und die Melodie seiner eigenen Empfindungsweise anzupassen vermag, ohne daß der wesentliche Gehalt des Liedes dadurch verloren geht. Das V. kann ein Hirten-, Jäger-, Kinder-, Liebes-, Soldaten-, Tanzlied u.s.w. sein, neben den Deutschen haben wohl alle Völker V.er, eine Menge alter und herrlicher die Spanier, Griechen, Serben, Finnen, Engländer, Norweger und Schweden. Von weitaus den meisten V.ern ist der Ursprung unbekannt, die Zahl der Kunstdichter, von welchen Lieder in den Mund des Volkes übergingen, sehr gering, desto größer aber seit Herders Zeit die Zahl der Sammler von deutschen u. fremden V.ern; Ziska u. Schottky gaben österreichische (Pesth 1819), W. Müller neugriechische (Lpz. 1825), Wolf altfranzös. (Leipz. 1831), Geijer und Afzelius schwed., Talvj (deutsch in neuer Aufl. Leipz. 1853) u. Wuk Stephanowitsch serbische, I. Wenzig slav., Nesselmann litthauische (Berl. 1853) heraus. Unter den Sammlern deutscher und historischer V.er nennen wir außer dem Meister Uhland (s. d.) F. von Erlach (Mannh. 1834), Körner (Stuttg. 1840) und Soltau (2. Aufl., Leipz. 1856). Unter den volksthümlich gewordenen politischen Liedern, den [641] Volks- oder Nationalhymnen sind der Yankee Dodle, Rule Britannia und die Marseillaise wohl die bekanntesten, bei uns hat man österr., preuß., bad. u. dgl. m. – Vgl. Lied.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1857, Band 5, S. 641-642.
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