Nicolai

[334] Nicolai, Friedrich Christoph, Buchhändler, und als Schriftsteller der Held der Aufklärungssucht u. rationalistischen Plattheit seiner Zeit, geb. 1733 zu Berlin, machte sich verdient durch Gründung der »Bibliothek der schönen Wissenschaften«, die er 1759 an Weiße überließ; noch weit mehr durch die gemeinsam mit G. E. Lessing herausgegebenen Literaturbriefe, predigte alsdann seine nüchterne Alltagsweisheit 1765–92 und wiederum 1800–1805 in seiner »Allgemeinen deutschen Bibliothek« und in vielen Büchern, wurde Mitglied der Akademien von Berlin und München u. st. 1811. – N. besaß ursprünglich eine klare. verständige Anschauung der Dinge u. erwarb viele Kenntnisse, allein alles, was über den hausbackenen gefunden Menschenverstand hinausreichte, lag von vornherein über seinem Horizonte, der Beifall machte den beschränkten Mann trunken und so wurde er zur Carrikatur Lessings. Alle ächte Poesie, die Kantische Philosophie und alles, was ihm nach Mysticismus zu riechen schien, haßte er aufrichtig u. opferte seinem Ingrimm gegen Lavater, Göthe, die orthodoxen Theologen (Leben und Meinungen des Magisters Sebaldus Nothanker), die Kantianer, Fichte, Basedow (Geschichte eines dicken Mannes), Herder (dessen Volkslieder N. im »kleynen seynen Almanach« läppisch verspottete) u.a. Ströme von Dinte. Der ganze N., wie er leibte u. lebte, stellte sich der Nachwelt in der 12 Bände umfassenden »Reise durch Deutschland u. die Schweiz« zur Schau.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1856, Band 4, S. 334.
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