Niger

[343] Niger, röm. Benennung des Hauptstromes von Mittelafrika: von dem die Alten wußten, daß er weite und volkreiche Länder durchströme. Von den Europäern [343] bat ihn zuerst Mungo Park gesehen; Clapperton ermittelte, daß er in den Meerbusen von Benin münde, Lander bestätigte dies, durch Barth wurde sein mittlerer Lauf und durch die Expedition von 1854 der Lauf des Tschadda, seines wichtigsten Nebenflusses, genauer bekannt. Der N. entspringt auf der Nordseite des Konggebirgs unter 9°18' nördl. Breite und 9°42' östl. Länge, heißt in seinem oberen Laufe Dscholiba, durchfließt zuerst das Bergland der Mandingos, erreicht nordwärts fließend das Tiefland des Sudan, wird bei Marrabu schiffbar, bildet den See Dhiebn (Debo), erreicht bei Timbuktu den Rand der Wüste, wendet sich hierauf südöstl., indem er Kowara (Quorra) genannt wird, umfließt in einem östl. Bogen das Konggebirge, durchbricht dasselbe, spaltet sich in 2 Hauptarme, Benin oder Formose u. Bonny, durch welche er sich, ein ungeheures, für Europäer tödtliches Delta bildend, in den Ocean ergießt. Er ist die Hauptader des mittelafrik. Verkehrs; zahlreiche Städte sind seinen Ufern entlang gebaut, er wird von einer Unzahl Kähnen befahren, für welche Timbuktu das große Emporium ist. Sein wichtigster Nebenfluß, der Tschadda, wurde vom Juli bis Nov. 1854 von dem engl. Explorationsdampfboote »Plejade« befahren. Die Stromentwicklung des N. wird auf 650 M., der Abstand der Quelle bis zur Mündung auf 250 M. berechnet.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1856, Band 4, S. 343-344.
Lizenz:
Faksimiles:
343 | 344
Kategorien: