Opium

[405] Opium, Mohnsaft, wird bei uns nur als Arzneimittel gebraucht und steht als Narcoticum zur Beruhigung des schmerzhaft afficirten Nervensystems oben an; im Orient als berauschendes Mittel entweder in kleinen Portionen gegessen oder aus Pfeifen geraucht. Das türk. O. der Levante, dessen Stapelplatz in Smyrna ist, ist das beste; es kommt zu uns in kleinen kuchenförmigen Broten, als eine braune, etwas glänzende, zwischen den Fingern knetbare, sehr bitter und widerlich schmeckende u. betäubend riechende Masse. Das ostindische O. ist beinahe ganz für China bestimmt. Während der Export in Smyrna jährlich auf circa 400000 Pfd. geschätzt wird, betrug der Export der ostind. Compagnie nach China im Jahr 1850 1879622 Pf. O. Der zur O.gewinnung bestimmte Mohn muß in einem sehr gut gedüngten und gut bewässerten Boden gezogen sein; haben die Mohnkapseln die nöthige Größe erreicht, so werden sie angeritzt; der ausfließende Milchsaft vertrocknet an der Luft und wird in kleinen Stücken eingesammelt, zu Kuchen geknetet, mit Blumen oder Stengelblätter des Mohns umgeben, getrocknet und so in den Handel gebracht. Von 27225 Quadratfuß Land gewinnt man in Indien gewöhnlich 12–16 Pfd. O., das noch 30% Wasser enthält u. Standard-O. genannt wird. Seit seiner näheren Untersuchung durch Sertüner und Seguin sind von den Chemikern gegen 20 spec. Bestandtheile des O.s aufgefunden worden, wovon wohl einige nicht Educte, sondern nur Producte der Darstellung sein mögen. Die wichtigste und als Narcoticum hauptsächlich verwendete Salzbasis ist die Morphine, zuerst von Sertüner 1803 entdeckt. Außerdem sind als organ. Salzbasen im O. erkannt worden: das Codeine, Narceine, Paramorphine, in neuerer Zeit das Opianine, Papaverine, Porphyroseine oder Opine, Thebaine. Außerdem kommt in dem O. eine eigene Säure, die Mekonsäure, an welche die Morphine gebunden ist, vor, endlich eine weitere Anzahl indifferenter Stoffe: das Mekonin in dreierlei isomeren Formen von Narcotine oder Opian, abgerechnet noch mehre andere Stoffe, die mit den angegebenen identisch zu sein scheinen.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1856, Band 4, S. 405.
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