Pythagoras

[642] Pythagoras, griech. Philosoph, im 6. Jahrh. v. Chr. auf der Insel Samos geboren, wanderte nach Großgriechenland (Unteritalien) aus, wo er hochbejahrt zu Metapontum gestorben sein soll. P. erklärte die Zahlen als die Principien aller Dinge, als das eigentlich Wesentliche, und seine Schule entwickelte eine förmliche Zahlenmystik. In die Mitte der Welt setzte er ein Centralfeuer, den Umkreis der Welt sollte ein ätherischer, feueriger Kreis bilden, auf diese der Olymp (Fixsternhimmel), dann die Planeten, zuletzt Mond und Erde folgen. Ueber die Gestalt der Erde u. die Bewegung der Planeten scheint P. ziemlich richtige Ansichten gehabt zu haben. In ethischer Beziehung wirkte P. vor allem auf Zügelung der Leidenschaften und in politischer für die aristokratische Form der Republik. Die Seele, als eine Einheit, war als Mikrokosmus gedacht, die Lehre von der Unsterblichkeit mit der Annahme einer Seelenwanderung verbunden. Nach den Berichten der Alten, die übrigens ziemlich romanhaft gefärbt scheinen, bildeten die Pythagoräer eine Art von Orden mit verschiedenen Stufen, der zu gemeinschaftlicher Wirksamkeit unter der Leitung eines Ausschusses von 300 Mitgliedern vereinigt wurde. Hauptsitz der Pythagoräer war Kroton, wo ein demokratischer Aufstand die angesehensten derselben noch zu Lebzeiten des P. vernichtet haben soll. Von den späteren Pythagoräern war Archytas (s. d.) der berühmteste; ein anderer Lysis, war der Lehrer des Epaminondas. In dem 1. Jahrh. v. Chr., als die Religion und Philosophie der Griechen sich überlebt hatte und man in der Verzweiflung zu den Anfängen zurückkehrte, kamen auch Neupythagoräer zum Vorschein (Euxenus, Apollonius von Tyana, Moderatus etc.), deren Ansichten einen Uebergang zu dem Neuplatonismus (s. d) darstellten.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1856, Band 4, S. 642.
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