Radetzky

[657] Radetzky, Jos. Wenzel, Graf R. de Radetz, geb. 2. Nov. 1766 zu Trzebnitz in Böhmen, trat 1784 in die kaiserl. Armee, wurde 1809 Generallieutenant und 1813–15 mit dem eben so wichtigen als unter den damaligen Umständen außerordentlich schwierigen Posten eines Chefs des Generalquartiermeisterstabs der verbündeten Heere betraut. 1821 wurde er General der Cavallerie, 1831 commandirender General in dem lombard.-venetian. Königreiche, 1836 Feldmarschall. Er bildete die Armee selbst heran, welche 1848 sich in fast verzweifelter Lage so herrlich bewährte; vom 18.–24. März 1848 bekämpfte er den Aufstand in Mailand, zog sich hierauf von der sardin. Armee und den Aufständen in seinem Rücken bedroht nach Verona zurück, hielt in dieser Stellung den König Karl Albert bis zum 23. Juli auf, schlug am 6. Mai seinen Angriff bei St. Lucia ab, vernichtete am 18. Mai ein feindliches Corps am Curtatone, nahm am 10. Juni die Höhen bei Vicenza gegen 18000 Feinde, die capitulationsmäßig über den Po zurückgingen, schlug endlich das feindliche Hauptheer vom 23.–26. Juli bei Custozza u. Volta vollständig. Rasch nachziehend erreichte er es am 6. Aug. vor Mailand, warf es in die Stadt u. gewährte ihm nur gegen die Räumung der Lombardei, Parmas und Modenas freien Abzug und Waffenstillstand. Als Karl Albert im folgenden Frühjahre (1849) denselben kündete, schlug ihn R. 21. März in dem Treffen bei Mortara und am 23. bei Novara in einer Hauptschlacht so vollständig, daß Sardinien nach 3tägigem Feldzug um Frieden bitten mußte. R. bewies sich im Felde als den großen Feldherren aller Zeiten ebenbürtig, zugleich aber verstand er es in seinem Heere eine musterhafte Mannszucht unter den schwierigsten Umständen aufrecht zu erhalten, so daß die Erbitterung der Soldaten sich nicht in Ausbrüchen Luft machte, wie dies z.B. bei frz. Heeren immer der Fall war, wenn sie sich von Verrath u. Aufruhr bedroht wußten; seine Soldaten vertrauten ihm als ihrem Vater und nannten ihn so u. während er den bewaffneten Feind niederwarf, bewies er Milde gegen die Unterworfenen u. unerbittliche Strenge lediglich gegen unverbesserliche Aufrührer.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1856, Band 4, S. 657.
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