Rudolf II.

[781] Rudolf II., deutscher Kaiser von 1576 bis 1612, geb. 18. Juli 1552, Sohn Max II., von wohlwollendem aber schwachem Charakter, Beförderer der Kunst und Wissenschaft, versuchte gegen das Umsichgreifen des Protestantismus in den österreich. Ländern, welcher den Trennungsgelüsten sowie den Uebergriffen der großen Vasallen zum Vorwande diente, eine Reaction mit halben Maßregeln, wodurch er alles verwirrte und gegen sich aufbrachte. Daß er in Deutschland keine Ordnung schaffen konnte, ist begreiflich, aber er überließ auch Ungarn und Siebenbürgen ihrem Schicksale und den Türken und trieb in Prag Astronomie, Botanik, Chemie, sammelte Kunstschätze und freute sich seines Marstalls. Deßwegen erklärten seine Brüder statt seiner den Erzherzog Mathias zum Familienhaupte, u. dieser zwang ihn 1609 ihm Ungarn, Oesterreich und Mähren, 1611 auch Böhmen abzutreten, so daß R. nur 4 Herrschaften, eine Pension u. die Kaiserkrone behielt; 1609 hatten ihm die Böhmen den Majestätsbrief abgenöthigt und sich dadurch ihre religiöse und politische Unabhängigkeit beurkunden lassen. R. II. st. 20. Jan. 1612.

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Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1856, Band 4, S. 781.
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