Mähren

[62] Mähren, Markgrafschaft, Kronland der österr. Monarchie zwischen österr. Schlesien, Böhmen, Niederösterreich u. Ungarn gelegen, 386 QM. groß, durch die Sudeten von Schlesien, das mährische Gebirge von Böhmen, durch die kleinen Karpathen von Ungarn getrennt und von den Zweigen dieser Gebirge größtentheils erfüllt, breitet sich nur gegen die Donau in weiten Ebenen aus. Hauptfluß ist die March, der die Teß. Beczwa, Hanna u. Taya zufließen; die Oder geht bald nach Schlesien über. M. ist im allgemeinen fruchtbar, besonders in den Ebenen und führt Produkte des Ackerbaus u. der Viehzucht aus; Bergbau wird besonders auf Eisen u. Steinkohlen, auch auf Alaun getrieben. Die Industrie ist von hoher Bedeutung und liefert besonders Wolle- und Leinezeug, Baumwollegewebe, Eisenwaaren, Glas, Papier. Die Einwohnerzahl beträgt 180000 E., in 90 Städten, 180 Märkten, 3029 Dörfern und ist zu Dreiviertheilen slav. Abstammung. Es ist in 2 Kreise: Brünn mit 12, Olmütz mit 13 Bezirks-Hauptmannschaften eingetheilt. Hauptstadt ist Brünn, Universitätsstadt war bis 1855 Olmütz; das Oberlandsgericht, zugleich die oberste Justizbehörde für das Herzogthum Schlesien, ist zu Brünn. – M. wurde nach der Auswanderung der Longobarden von Slaven besetzt u. bildete bis zu Anfang des 10. Jahrh. ein eigenes Reich, das einen großen Theil Ungarns u. der illyrischen Länder umfaßte, aber durch Deutsche, Polen u. Ungarn vernichtet wurde. Um 1026 kam es ungefähr in seinem jetzigen Umfange an Böhmen, wurde von den böhm. Königen häufig als Markgrafschaft ihren Prinzen als Lehen gegeben und theilte bis jetzt die Schicksale Böhmens.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1856, Band 4, S. 62.
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