Karpathen

[556] Karpathen, europ. Hauptgebirge, im Mittelpunkte des Erdtheils, erstreckt sich vom Zusammenflusse der Donau und March in einem mehr als 120 Meilen langen Bogen bis Siebenbürgen u. die Donaufürstenthümer und bedeckt einen Flächenraum von 4000 QM. Man unterscheidet 3 Haupttheile: das karpath.-ungar. Hochland im Nordwesten, das siebenbürg. Hochland u. das sie verbindende niedrige karpath. Waldgebirge. Das karpath. ungar. Hochland besteht aus mehren Gebirgsgruppen (die Tatra mit den Lippauer Alpen) mit Gipfeln von mehr als 8000' Höhe, z.B. die Lomnitzerspitze 8316', die Kriwanspitze 8000' und die fast eben so hohe Kesmarkerspitze. An dies Vorgebirge schließen sich die südl. Vor-K. (das ungar. Erzgebirge) an, wo in den ausgedehnten Porphyrzügen, in Thonschiefer und Grauwacke, sich Gold- und Silberadern sowie Tellur u. edle Opale finden. Die nördl. Vor-K. (Beskiden) mit dem Jablunkagebirge und den bis nach Preßburg sich erstreckenden kleinen K. sind stark bewaldet, bestehen vorherrschend aus Grauwacke. Kalk- und Sandstein und enthalten z. Theil reiche Salzlager. Das karpath. Waldgebirge zieht sich vom Poprad. einem Nebenfluß der Weichsel. bis zu den Quellen der Bistriz und dem 6800' hohen Petrosch; an dem nördl. Fuße dieses Gebirgszugs [556] lagern sich ungeheure Salzflötze, die auch auf der Südseite im Comitate Marmoros und in Siebenbürgen zu Tage kommen. Das siebenbürg. Hochland ist nach allen Seiten mit Gebirgswällen umgeben. die steil abfallen, bis zu einer Höhe von 5500' dicht bewaldet sind, in thurmähnlichen Firsten aber bis 8000' emporragen, was besonders bei dem Fogaraschergebirge der Fall ist. Das siebenbürg. Erzgebirge ist der West- und Nordrand des Hochlands, der metallreichste Distrikt in ganz Europa. Die bekanntesten Pässe der siebenbürg. Gebirgsfestung sind: der Rothenthurmpaß an der Aluta u. der Valkanpaß am Schyl in die Walachei, der Eisenthorpaß in das Banat. der Devapaß an der Maros, der Paß von Borgo in die Buckowina.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1855, Band 3, S. 556-557.
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