Sequentia

[188] Sequentia, lat. (die folgende), Sequenz, Hymnen, die man während des hl. Meßopfers dem an das Graduale sich anschließenden Alleluja sofort folgen ließ und zwar so, daß mit der letzten, gewöhnlich sehr gedehnt gesungenen Silbe des Alleluja der Anfang des Hymnus gleichsam verschmolz. Die alten röm. Meßbücher wissen nichts von solchen Gesängen; ihre Einführung in die Meßliturgie wird dem berühmten Abt von St. Gallen, Notker dem Stammler (s. Notker) zugeschrieben, der ganz ausgezeichnete S. selber dichtete u. für dieselben eine Empfehlung des Papstes Nikolaus I. (858–867) erlangt haben soll. Von St. Gallen aus verbreitete sich die Vorliebe für die S. so sehr, daß zur Zeit des Tridentinerconciles in manchem Meßbuch des deutschen Reichs wohl 50–100 und darunter keineswegs lauter gute und passende gefunden wurden. Das heutzutage allgemein eingeführte Missale Romanum enthält nur 5, aber höchst ausgezeichnete S., nämlich a) Victimae paschalis für Ostern, b) Veni sancte spiritus für Pfingsten, c) das Lauda Sion salvatorem des Thomas von Aquin für das Frohnleichnamsfest, d) Stabat mater von Jacoponi (?) für das Fest der 7 Schmerzen Mariäs, endlich e) das weltbekannte Dies irae für Todtenmessen. Die 2 zuletzt genannten sind übrigens offen bar kein Ausdruck der Freude, sondern [188] des Gegentheils; die Franziskaner haben auch eine S. für das Fest des Namens Jesu (Lauda Sion Jesu nomen).

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1857, Band 5, S. 188-189.
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