St. Gallen [1]

[38] St. Gallen, 14. Kanton der Schweiz, 1798 aus dem Lande des Fürstabts von St. G., aus den eidgenössischen Voigteien im Rheinthal, am Zürcher- und Wallenstädtersee u. der freien Stadt St. G. zusammengesetzt, umschließt Appenzell, gränzt an den Bodensee, Oesterreich, Graubünden, Glarus, Schwyz, Zürich und Thurgau u. zählt auf 351/2 QM. 170000 E., von denen fast 2/3 Katholiken sind. Ein ziemlicher Theil des Kantons ist von den Ausläufern des 7800' hohen Säntisstocks, den Churfirsten und der Bündneralpen erfüllt; St. G. baut nicht hinlänglich Getreide, hat gute Viehzucht und besonders im oberen Thurthale (Toggenburg) eine sehr bedeutende Industrie. Die Verfassung ist die demokratisch-repräsentative. Die Hauptstadt St. G., die höchstgelegene Stadt Europas, ist Bischofssitz, hat 12300 E. und eine schöne Kathedrale (die Kirche der ehemaligen berühmten Benedictinerabtei St. G.), mehre schöne öffentliche Gebäude, Gymnasium und Industrieschule, in der Stiftsbibliothek den reichsten Schatz mittelalterlicher deutscher Literatur, großartigen Gewerbsfleiß und Handel. Eine Eisenbahn verbindet St. G. mit dem Bodensee und Zürich, eine andere wird nach Chur geführt.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1857, Band 5, S. 38.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: