Bodensee

[582] Bodensee (bei den Römern lacus Brigantinus, Acronius, Venedus, mit welchen Namen sie wohl die verschiedenen Theile des Sees bezeichneten), am nördl. Fuße der Alpen, von Baden, Württemberg, Bayern, Oesterreich u. der Schweiz umgeben, 1218' über dem Meere, 91/2 QM. groß, von dem Rhein gebildet; er wird in den Obersee, Ueberlingersee und Untersee getheilt. Jener ist von Bregenz bis Konstanz 9 Stunden lang, zwischen Arbon und Friedrichshafen 31/2 Stunden breit, in der Mitte 846' tief; ein Busen desselben ist der Ueberlingersee, von Meersburg bis Ludwigshafen 6 St. lang, 1/2–1 St. breit, 600' tief. Der Untersee ist eigentlich ein selbstständiges Seebecken, insofern der See bei Konstanz als Rhein wieder ausströmt und sich erst nach einem 1/2 stündigen Laufe wieder zum See erweitert; er ist 5 St. lang, 1/2–1 St. breit und umschließt die Insel Reichenau. Der See ist oft sehr stürmisch, besonders gefährlich ist der Föhn (Süd); manchmal wirst er bei voller Windstille hohe Wellen (Ruhs, Grundgewelle). Er überfriert in der Regel alle 100 Jahre, zum letztenmal 1830 um Lichtmeß. Er ist sehr fischreich, besonders werden Blaufelchen, Lachsforellen, Rheinlanken, Hechte, Aalraupen u.s.w. gefangen. Er ist der belebteste See Europas und wird von 15 Dampfschiffen und einigen hundert Segelschiffen befahren. Seine Umgebungen sind überaus reizend u. manigfaltig; alte Städte, Burgen, Schlösser, 3 Inseln: Lindau, Reichenau, Meinau, das nahe Hochgebirge, die Trachytkegel des Hegaus, der durch seine Versteinerungen weltbekannte Schienen- u. Oehningerberg u.s.w. vereinigen so viele und verschiedene interessante Momente um den See, daß sich kein anderer, selbst der Genfersee nicht mit ihm messen kann.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 1, S. 582.
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