Speculation

[279] Speculation (vom latein. speculari, scharf nach etwas ausschauen, spähen, um sich blicken, erwägen), dann in der Philosophie das Streben nach und Erringen von eigentlichen Vernunfterkenntnissen d.h. von solchen, welche über die Erfahrung zu den ersten Gründen der Erscheinung fortgehen, auf Grundsätzen beruhen und lediglich durch Schlußfolgerungen begründet und dargestellt werden. Speculativ, nach den letzten Gründen forschend, zur Erforschung derselben geneigt u. begabt; speculative Philosophie, bezeichnet zunächst die theoretische Philosophie im Gegensatz zur praktischen, s. Philosophie; dann die nur in der Welt der Vorstellungen u. Begriffe sich bewegende philosophische Forschung, die Erkenntniß a priori im Gegensatz zur empirischen Philosophie, Erkenntniß a posteriori; speculatives Wissen, das von Anschauungen und [279] Grundsätzen der Vernunft ausgehende und lediglich durch Schlüsse vermittelte und gewonnene Wissen, vgl. Erkenntniß. Speculiren, den letzten Gründen des Seins nachforschen, philosophiren. – In der Handelswelt u. im gewöhnlichen Leben nennt man S. das auf Berechnung des zu hoffenden materiellen Gewinnes gegründete Geschäftsunternehmen; Speculanten, die Unternehmer solcher Geschäfte; speculativen Kopf, den seinen materiellen Vortheil wohl berechnenden od. auch den zu S.en geneigten Geschäftsmann; speculiren, Handelsentwürfe machen, sein Baarvermögen oder seinen Credit zu Geschäften verwenden, bei denen ein Gewinnst mehr oder minder möglich und wahrscheinlich herauskommt, für den außer der Berechnung weiters aber keine Zusicherung vorhanden ist.

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Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1857, Band 5, S. 279-280.
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