Stahlstich

[305] Stahlstich, Siderographie, nennt man die Vervielfältigung von Bildern durch Stahlplatten, von Heath in England 1820 erfunden. Nach seinem Verfahren [305] wird einer Stahlplatte zuerst ihr Kohlenstoff entzogen, wodurch sie weicher und der Stich der Zeichnung sehr erleichtert wird. Ist das Bild auf der Platte eingegraben, so wird diese wieder gehärtet d.h. wieder in Stahl verwandelt. Statt nun diese Platte gleich zum Druck zu verwenden, wie es bei der Kupferplatte der Fall ist, dient sie als Originalplatte blos zum Uebertragen des Stichs auf andere Platten, somit zur Vervielfältigung der Platten. Es geschieht dies dadurch, daß das Bild der Originalplatte mittelst einer Presse auf die Oberfläche eines Cylinders von weichem Eisen übertragen wird, auf welchem dann das Bild erhaben erscheint. Sodann wird dieser Cylinder ebenfalls gehärtet und hierauf sein erhabenes Bild auf andere entkohlte Stahlplatten eingedrückt, wodurch man wieder ganz das Bild der Originalplatte erhält. Durch diese Vervielfältigung der Platten, die dann zum Abdruck dienen, während die Originalplatte bleibt, läßt sich das Bild ins Unendliche vermehren. Dies ist der Hauptvorzug des S.s vor dem Kupferstich, während letzterer wegen der viel größeren Sicherheit und Weichheit der Zeichnung für Stiche von höherer Kunstbedeutung noch immer in Geltung ist.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1857, Band 5, S. 305-306.
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305 | 306
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