Starrsucht

[312] Starrsucht, Katalepsie, eine eigenthümliche u. seltene, bei Hysterischen, Somnambulen, auch bei bösartigen Wechselfiebern vorkommende Art von Krämpfen, bestehend in einer plötzlichen Unterdrückung der willkürlichen Bewegung, des Bewußtseins und der Empfindung, wobei der ganze Körper mit allen seinen Gliedern plötzlich wie verzaubert in der Stellung bleibt, in der ihn der Anfall überrascht, indeß mit Fortgang des Athmens und Kreislaufs. Dabei hat der Körper eine wachsähnliche Biegsamkeit, läßt sich in jede Stellung bringen und verharrt in derselben bis zum Ende des Anfalls. Ein solcher Anfall dauert einige Minuten bis eine halbe Stunde, worauf der Kranke plötzlich erwacht ohne Erinnerung des Vorgegangenen u. oft in derselben Rede und Handlung fortfährt, in der er unterbrochen wurde. Der Anfall ist selten tödtlich, wiederholt sich aber bisweilen öfter. Anlage dazu haben besonders nervöse Frauen, namentlich in den Entwickelungsperioden, und Veranlassung zum Ausbruch geben Geistesanstrengung, Gemüthsbewegung, Schreck, unterdrückte Blutflüsse oder Schweiße.

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Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1857, Band 5, S. 312.
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