Tholuk

[465] Tholuk, Friedr. Aug. Gotttreu, einer der gelehrtesten und einflußreichsten unter den protest. Theologen der Gegenwart,[465] geb. 1797 zu Breslau, widmete sich orientalischen u. theologischen Studien, wurde in Berlin von Neander ganz für die Theologie gewonnen, machte 1825 mit Unterstützung der preußischen Regierung eine wissenschaftliche Reise nach England und Holland u. begann 1826 zu Halle seine theolog. Vorlesungen. Der Eifer, mit dem er für seine anfangs stark supranaturalistische Richtung wirkte, und die Theilnahme an Hengstenbergs evangelischer Kirchenzeitung hatte ihm heftige Gegner unter den Rationalisten erweckt, 1830 sagte sich T. von Hengstenbergs Zeitschrift los und ging seinen eigenen Weg. Er lehrt und wirkt noch jetzt als Professor und Consistorialrath in Halle und hat sich namentlich um die Exegese Verdienste erworben, indem er gleich Lücke und Olshausen theilweise auf die Kirchenväter zurückging u. das Sprachliche mehr oder minder berücksichtigte; auch als Dogmatiker ist er geschätzt (die Lehre von der Sünde und vom Versöhner 1823, 7. Aufl. 1851), ebenso als ascetischer Schriftsteller und besonders auch als Prediger; an seine orientalischen Studien erinnert namentlich seine »Blüthensammlung aus der morgenländischen Mystik« (Berl. 1825). Sein neuestes Werk ist eine »Vorgeschichte des Rationalismus«, deren erste Abtheilung das Universitätsleben des 17. Jahrh. behandelt (Halle 1853 bis 1854, 2 B.).

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1857, Band 5, S. 465-466.
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