Tischrücken

[485] Tischrücken (engl. tables moving frz. tables tournantes), seit 1853 beobachtete Erscheinung, die in vielen Gegenden krassen Aberglauben hervorgerufen hat (Wahrsagerei, Nekromantie). Daß ein Tisch, wenn mehre aufgeregte Personen die Hände mit ausgespreizten Fingern auf denselben legen, durch das unwillkürliche Vibriren der Muskeln in eine zitternde und zuletzt drehende Bewegung versetzt werden kann, ist eine ganz natürliche Sache, sowie durch absichtliches stärkeres intermittirendes Drücken der Tisch sich einseitig heben u. senken muß, wodurch das Tischklopfen entsteht, [485] Indessen kann der vorurtheilsfreie Beobachter nicht in Abrede stellen, daß in einzelnen Fällen sich Erscheinungen zeigen, welche sich auf obige Weise nicht erklären lassen, sondern die Mitwirkung von ähnlichen Kräften beweisen, die wir bei dem thier. Magnetismus, bei den Bewegungen eines Pendels, wenn derselbe von nervösen Personen über Metalle gehalten wird, bei Nachtwandlern etc. thätig sehen. Wir halten daher die besondere Begabung einzelner Personen um Tische rücken, klopfen u. gar mittelbar schreiben zu machen (durch sog. Psychographen) lediglich für eine Krankheit, für einen Zustand physischer Schwäche u. Ueberreizung, der geflissentlich gesteigert u. frevelhaft mißbraucht werden kann, mit dem sich geistige Störungen verbinden, darum Selbstbetrug herbeiführt u. speculirende Betrüger anlockt, für eine moderne Form des Unwesens, das im 16. u. 17. Jahrh. als Hexerei grassirte u. wie das T. auf verwandte Constitutionen ansteckend wirkte.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1857, Band 5, S. 485-486.
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