Abstumpfung

[9] Abstumpfung heißt der Zustand des Gemütslebens, in dem Einwirkungen, die an sich geeignet sind, starke Gefühle auszulösen, nur schwache oder gar keine Gefühle hervorzurufen vermögen. Die Abstumpfung beruht auf dem Gesetze, daß jedes Gefühl sich in seinem Fortgang um so schneller verringert, je stärker es ursprünglich gewesen ist. Schon Epikuros (341-372) hob gegen Aristipps (um 435-355) Hedonismus hervor, daß die höchste Lust jedesmal die kürzeste sei. Ähnlich ist es mit der Unlust. Strenge Strafmittel führen daher gewöhnlich schnelle Abstumpfung herbei.

Quelle:
Kirchner, Friedrich / Michaëlis, Carl: Wörterbuch der Philosophischen Grundbegriffe. Leipzig 51907, S. 9.
Lizenz:
Faksimiles:
9
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika