Dynamismus

[158] Dynamismus ist eine Form des Materialismus und bildet den Gegensatz zum Atomismus. Während der Atomismus die Naturerscheinungen nur aus der Lage, Stellung und wechselnden Verbindung der Atome zu erklären versucht, erklärt der Dynamismus die Naturphänomene anthropomorphisierend aus qualitativ bestimmten Kräften, Abbildern des menschlichen Willens, deren Wirksamkeit die mathematische Bestimmtheit der Natur verursacht. Er stützt sich vornehmlich auf die organischen Vorgänge, welche der Atomismus (s. d.) nicht zu erklären vermag. Der Dynamismus schreibt entweder den Erscheinungen gewisse ihnen innewohnende Kräfte zu, wie Kant der Materie Attraktion und Repulsion, Liebig den Organismen Lebenskraft, oder er setzt die Entstehung der Kräfte samt der mathematischen Bestimmtheit ihrer Wirkungsweisen auf das Konto der qualitativen Verhältnisse des den Phänomenen zugrunde liegenden X. Die verschiedenen Ansichten sind auch vielfach als verbindungsfähig angesehen worden. Der Begriff der Kraft als Inhärenzbegriff ist dann als Korrelat eines Wesens betrachtet worden, das sein Träger ist, mag man es als Substanz, Monade oder Reales denken. Fechner hob hervor, daß gewisse Naturerscheinungen nur unter Annahme der Atome denkbar seien: die Farbenzerstreuung, Wärmeleitung und Wärmestrahlung. Vgl. Fechner, d. physikal u. philos. Atomenlehre. 2. Aufl. Leipzig 1864:. Julius Schultz, Die Bilder der Materie. Göttingen 1905.

Quelle:
Kirchner, Friedrich / Michaëlis, Carl: Wörterbuch der Philosophischen Grundbegriffe. Leipzig 51907, S. 158.
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