Ergebung

[185] Ergebung ist die auf dem Gefühl der Abhängigkeit von Gott beruhende Bereitwilligkeit, sich in seine Schickungen zu fügen. Sie unterscheidet sich durch Freudigkeit, Rührigkeit und Einsicht von der den Schmerz fliehenden, einsichtsarmen Ataraxie (Unerschütterlichkeit) der Stoiker, ebenso von der passiven stumpfsinnigen Unterwerfung des Fatalismus, nicht minder von der affektfliehenden, das Persönliche preisgebenden Resignation des Pantheisten und der hoffnungslosen am Gemeinen klebenden Gleichgültigkeit des Materialisten. Schon in Platons »Phaidon« und in Sophokles' »Oidipus auf Kolonos« finden sich Spuren dieser Ergebung, deren klassischer Ausdruck Hiobs Wort ist: »Der Herr hat's gegeben, der Herr hat's genommen, der Name des Herrn sei gelobt!« Hiob, 1, 21. Von der Demut (s. d.) unterscheidet sich die Ergebenheit, indem jene das Bewußtsein der eigenen Unwürdigkeit, diese die Anerkennung der göttlichen Macht zum Ausgangspunkt hat.[185]

Quelle:
Kirchner, Friedrich / Michaëlis, Carl: Wörterbuch der Philosophischen Grundbegriffe. Leipzig 51907, S. 185-186.
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