Sittlichkeit

[578] Sittlichkeit ist der höchste moralische Zustand einer Persönlichkeit, die Reinheit ihrer Gesinnung und ihres Handelns. Sie setzt voraus, daß der Mensch das Gute kennen und schätzen gelernt und sich zu der Übung desselben erzogen hat. Sie liegt in der Gesinnung des Menschen, kommt aber in jeder seiner Handlungen zum Ausdruck. Sie ist in vollkommener Weise nur da vorhanden, wo der Mensch allmählich seinen Willen erzogen, seinen Charakter ausgebildet, sich zum Pflichtbewußtsein gewöhnt und aus allen Erfahrungen des Lebens richtige Maximen gewonnen, diese untereinander verbunden gegen sie und unverbrüchliche Treue erworben hat. Für Kants Leben und Philosophie ist die Sittlichkeit der höchste Gesichtspunkt[578] gewesen. Vgl. Intellektualismus, Voluntarismus. Strümpell, Vorschule der Ethik. 1844. Baumann, Moral. 1879. Paulsen, System der Ethik. Berlin 1894. Wundt, Ethik. Stuttgart 1892. Achelis, Ethik. Leipzig 1900.

Quelle:
Kirchner, Friedrich / Michaëlis, Carl: Wörterbuch der Philosophischen Grundbegriffe. Leipzig 51907, S. 578-579.
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