In der Kriegszeit

[64] Bei Ausbruch des Krieges befand ich mich im Lyngenfjord unterhalb Hammerfest, der nördlichsten Stadt Europas. Glücklicherweise war es neutrales Ausland, und so war ich wenigstens acht Tage nach Kriegsausbruch in der Heimat, die ein ganz anderes Gesicht hatte wie noch vor wenigen Wochen, als ich abreiste. Man muß sagen, es existierte im ersten Kriegshalbjahr wirklich eine Volksgemeinschaft, aber nur eine Volksgemeinschaft des Gefühls, Gefühl aber dauert bekanntlich nicht ewig. Wir Verleger waren in den ersten Wochen des Krieges wie vor den Kopf geschlagen. Der Buchabsatz hörte mit einem Male fast ganz auf. Was sollte man denn eigentlich verlegen? Es ergab sich aus meiner Einstellung zur Jugend, mit der ich die allen Volkslieder gemeinsam sang, daß mein erstes Bestreben war, die Kriegslieder sozusagen zu organisieren, damit die Soldaten im Felde etwas anderes zu singen hatten als die abgedroschenen Kasernenlieder. Es erschienen auch in den ersten Monaten unzählige Kriegsgedichte in den Zeitungen. Fast jeder Dichter und Nichtdichter machte seinem Herzen Luft in dem Gefühl, auch zu Hause müsse man nun für das Vaterland etwas tun. Manches Gute war darunter, und so betrachtete ich es als meine erste Aufgabe, in kleinen Heftchen für den Tornister, genannt »Tat-Feldpostbücherei«, die besten der Gedichte zu sammeln, damit sie als Liebesgabe ins Feld geschickt werden konnten und so die Verbindung mit der Heimat aufrecht erhielten. Der Inhalt[64] der Tat-Feldpostbücher erweiterte sich dann durch Bücher über den deutschen Menschen. Das waren Auswahlstellen zum deutschen Volkstum, Glauben, Politik und Heldentum. Auch die Antike wurde durch einen ihrer ersten Kenner, Professor Crusius in München, mit herangezogen.

Die sehr billigen Kriegsliederhefte mit Noten, die dann manche dieser Gedichte mit Vertonungen brachten, brachten es auf elf Hefte und führten mich mit manchem Komponisten zusammen. Aus dieser Berührung entstanden dann wieder musikalische Kriegsflugblätter in großem Notenformat für das deutsche Haus, 42 Nummern. Der reguläre Musikverlag war nach dieser Seite hin völlig untätig.

Aus diesen Tat-Feldpostbüchern erwuchsen dann in organischer Fortsetzung in den nächsten Jahren die Bücher der proletarischen Kriegsdichter, gewissermaßen eine Entdeckung des Verlages. Karl Bröger, Heinrich Lersch, Max Barthel, Alfons Petzold, später dann noch Gerrit Engelke. Auch andere Kriegsdichter aus dem bürgerlichen Kreis schlossen sich an, ich nenne nur Hans Friedrich Blunck.

Neben die »Tat-Feldpostheste« traten in weiterem Verlauf die »Tat-Flugschriften«, deren verbreitetste Everth, »Von der Seele des Soldaten im Felde«, wurde, die wohl die einzige Schrift unter der damaligen »Heldenliteratur« ist, welche die wirkliche Psyche der Soldaten schilderte und darum auch in etwa 20000 Auflage in den Schützengräben gekauft wurde. Gertrud Bäumer, die Organisatorin der Frauenhilfe, veröffentlichte als seelische Hilfe für die Zuhausegebliebenen ihr »Weit hinter den Schützengräben« und später »Zwischen Gräbern und Sternen«.

Ein wichtiges Verbindungsglied zwischen Schützengraben und Heimat war auch meine Zeitschrift »Die Tat«, die, ursprünglich von Ernst Horneffer beginudet, 1912 in meinen Verlag übergegangen war. Sie erlebte durch die Jugend im Schützengraben einen ungemeinen Aufschwung in der Abonnentenzahl. Beliebt war sie bei den Generalkommandos respektive bei der Zensur nicht, denn sie machte nicht ohne weiteres die Direktiven zum Patriotismus mit,[65] und mehrmals mußte ich mich beim Reichskanzler über Zensurhemmungen beschweren, bei denen ich jedesmal recht bekam, wenigstens solange Bethmann-Hollweg am Ruder war. Die betreffende Reichsstelle hatte unter Hamann ein wirkliches Lebensverhältnis zum Geistigen, sie war nicht bürokratisch. Das Gegenteil konnte man wohl von der Kriegszensur der Generalkommandos fast ohne Ausnahme behaupten; der Leutnant herrschte. So sollten zum Beispiel auch Kutters »Reden an das deutsche Volk« verboten werden, weil darin auch vom Sozialismus mit die Rede war. Aber die Beschwerde beim Reichskanzler gab das Buch wieder frei. Die Haltung der »Tat« war durchaus national in der Form einer ernsthaften Selbstbesinnung. Das erste Kriegshalbjahr erschien sie überhaupt nicht. Als sie dann wieder erschien, brachte sie unter anderem auch mancherlei Aufsätze über die Frage, warum der Deutsche in der Welt so unbeliebt sei. Ich habe dann selbst als Herausgeber während des Krieges größere und kleinere Aufsätze geschrieben, von denen dann nach dem Krieg ein Teil als Buchausgabe unter dem Titel »Politik des Geistes« erschien. Als ich dann nach der Revolution dem ehemaligen Reichskanzler Bethmann-Hollweg den einen Aufsatz über den »Volksstaat« zuschickte, schrieb er mir: »Unzweifelhaft haben Sie darin vorausfühlend Richtungen bezeichnet, denen jetzt die Wirklichkeit zu folgen scheint.«

Ein weiterer Versuch, ernsthafte Kost in die Schützengräben zu liefern, waren die »Flugblätter an die deutsche Jugend«, die wertvolle ausgewählte Kapitel aus den Werken unserer Denker handlich machten. Auch erschien eine Buchreihe »Schriften zum Verständnis der Völker« in den Jahren 1915 bis 1917 über den französischen Geist, die slawische Volksseele, die Polenseele, das Problem Belgien, über die Kroaten und Slowenen. Letzteres Buch wurde auf den Wunsch unseres österreichischen Bundesgenossen aber sofort konfisziert und erst nach dem Weltkrieg freigegeben. Es stand aber nicht das geringste Deutschfeindliche darin. Im Gegenteil, alle die Bände waren auf Verstehen des Gemeinsamen gestellt.[66]

Hans Thoma gab dann auch einige Schriften mit der ausgesprochenen Absicht, für Verinnerlichung unseres Denkens in der Kriegszeit das Seine zu tun, in meinem Verlag heraus, die größere Auflagen erlebten. Die erste hieß »Die zwischen Zeit und Ewigkeit unsicher flatternde Seele«.

Richard Benz ließ 1915 seine »Blätter für deutsche Art und Kunst« erscheinen mit dem Programm: Fort von der Renaissance zur Gotik. Die Theaterkulturbewegung setzte 1917 in meinem Verlag zuerst mit den ersten Schriften ein.

Hugo Preuß brachte 1915 das die kommende Demokratie verkündende Buch »Das deutsche Volk und die Politik« innerhalb der »Politischen Bibliothek« heraus, auf das hin ihm später die Aufgabe zufiel, die deutsche Reichsverfassung zu schaffen.

Die angefangenen Serien stockten durch allerlei Hemmungen, in erster Linie durch den Papiermangel. Dann auch durch die mangelnde Kauflust für alles wirklich Vertiefende. Eine Ausnahme im Vorwärtsgehen machten nur die »Märchen der Weltliteratur«, während »Thule« von Jahr zu Jahr immer weniger Absatz hatte. Wäre in Deutschland wirklich der Ernst zur Selbstbesinnung gewesen, hätte gerade »Thule« ganz besonders viel Käufer finden müssen, und wäre es weniger bürokratisch in der Papierverteilung zugegangen, so hätte gerade die Regierung für diese Art Bücher besonders viel Papier anweisen müssen. So aber geschah es, daß die Verlage für flachste Tagesliteratur womöglich noch durch besondere Beziehungen zu gewissen Stellen bevorzugt wurden und mindestens das ebenso große prozentuale Anrecht an die Papierverteilung hatten, wie diejenigen Verlage, die an der inneren Haltung des Volkes während des Krieges arbeiteten.

Besonders lebhaft war die Tätigkeit des Verlages während des Krieges auf dem Gebiet der Jugendbewegung. »Der Aufbruch«, Monatsblätter für die Jugendbewegung, wurde 1915 gegründet, aber bald von der Zensur verboten. »Die Flugblätter an die deutsche Jugend« sind schon erwähnt. Hans Blüher erschien seit 1916[67] mit mehreren Büchern, zuerst mit der »Rolle der Erotik in der männlichen Gesellschaft«. In den Tat-Flugschriften wurden mancherlei Jugendbewegungsgedanken behandelt. Auch die Vertonungen zu Löns »Kleinen Rosengarten« erschienen 1917, die bereits heute in der Klavierausgabe im 137. Tausend vorliegen. Von schweren gedanklichen Büchern seien erwähnt mehrere Bücher des Marburger Philosophen Paul Natorp zum deutschen Weltberuf, eine Kosmogonie des Prager Philosophen Ch. von Ehrenfels und von Ernst Krieck »Die deutsche Staatsidee«.

Auf literarischem Gebiete ist die Gastrolle der Nyland-Leute im Verlag zu erwähnen. Die Zeitschrift »Nyland« erschien ein Jahr lang. Um sie gruppierten sich Josef Winckler, Jakob Kneip, Wilhelm Vershofen, Albert Talhoff und andere.

Es drängte mich aber auch in jener Zeit nicht nur Bücher zu verlegen, sondern jeder, der sein Vaterland liebte, wollte auch noch mehr tun, als in den engen Grenzen seines Berufes handeln. Schon 1914, kurz vor dem Kriege, hatte ich einen Plan zu Nutzen der Allgemeinheit zu verwirklichen versucht, der nicht in direkter Beziehung zu Verlagsinteressen oder Autoren stand. Nämlich ich machte den Versuch, eine deutsch-französische Verständigung durch eine Zusammenkunft schöpferischer Menschen beider Nationen zu veranstalten. Die praktische Realisation dieser Idee ergab sich durch die im Sommer 1914 eröffnete Werkbundausstellung in Köln. Schon 1913 war der gleiche Plan bei den Franzosen aufgetaucht, die mich zu einer ähnlichen Veranstaltung auf die Weltausstellung in Gent einluden, sie fiel aber mangels geeigneter Vorbereitungen so gut wie ins Wasser. Ich schrieb dann Grand Charteret, dem bekannten französischen Karikaturenzeichner, der mich dazu eingeladen hatte: Jetzt wollen wir es einmal von Deutschland aus organisieren. – Ich möchte nur kurz sagen, alle Vorarbeiten waren geleistet. Ein in Paris lebender Bekannter hatte alle geeigneten Kreise sondiert. Romain Rolland und Rodin wollten kommen. Die französische Eisenbahn wollte sogar einen Extrazug bis zur Grenze stiften. Aber im[68] letzten entscheidenden Moment fiel der Plan kleinlicher Bedenken halber ins Wasser und die Werkbundleitung, die mir erst plein pouvoir in der Vorbereitung gegeben hatte, beschränkte sich darauf, zehn repräsentative Namen aus Frankreich einzuladen. Das war natürlich keine Verständigung mehr, sondern nur ein Höflichkeitsakt. – Ich habe schon früher einmal gesagt, als Verleger muß man sich allgemeine Aufgaben suchen. So gründete ich dann im zweiten Kriegsjahr in den größeren thüringischen Städten Vaterländische Gesellschaften und berief Max Maurenbrecher als Organisator und Wanderredner. Aus diesen Vaterländischen Gesellschaften erwuchsen dann im Jahre 1916 und 1917 drei Tagungen auf Burg Lauenstein, zu denen ich zusammen mit zwei anderen Verbänden die wesentlichsten Vertreter der Geisteswissenschaften an den Universitäten, Künstler, Politiker und Industrielle zu gemeinsamen Beratungen zusammenrief. Sie geschahen unter Ausschluß der Öffentlichkeit, trotzdem die Redakteure führender Zeitungen, wie z.B. der Frankfurter Zeitung, mit teilnahmen. Der Mittelpunkt des Kreises war Max Weber, und über diese Tagungen ist dann einiges in seiner Biographie von Marianne Weber nachzulesen. Dort wurden dann vor allem jene Probleme behandelt, die in der Revolution auftauchten, in erster Linie das Verhältnis des einzelnen zum Staat. Der Grundgedanke der Zusammenkunft war auch, den Versuch zu machen, dem Ausland gegenüber das Gesicht einer deutschen Geistigkeit herzustellen, das kriegspsychosesrei war und den kommenden Wirklichkeiten ins Auge sah. In den Dörfern der Umgebung der Burg hatte sich, wie ich dann später erfuhr, das Gerücht verbreitet, es würde auf der Burg der Friede gemacht.

Später überwucherte dann die äußerliche Politik der Vaterlandspartei alle derartigen Bestrebungen, und so kam es, daß mir von meiner Gründung, den Vaterländischen Gesellschaften Thüringens, der Stuhl vor die Tür gesetzt wurde, »denn mein Name wirke schädigend«. Unter Maurenbrechers Führung war nämlich die Bewegung in das Lager der Vaterlandspartei rückhaltlos übergegangen.[69] Dafür erwuchs mir 1918 eine andere Aufgabe im vaterländischen Interesse. Das Auswärtige Amt schickte mich nach den skandinavischen Ländern, und ich verlebte einige Wochen in näherer Berührung mit unseren diplomatischen Vertretern in Dänemark und Schweden und in neuer Bekanntschaft mit manchen Angehörigen der beiden Länder. Die norwegische Regierung verweigerte mir aber die Einreiseerlaubnis. Ich muß sagen, daß ich von der rechten Vertretung deutscher Interessen im Norden, zumal in Kopenhagen, einen sehr guten Eindruck bekam. Überhaupt war es für mich merkwürdig, wie offen eigentlich die Diplomaten sind. Ich hatte mir von ihrer Kunst des Verschweigens ganz andere Vorstellungen gemacht. Es war so schön, Deutschland einmal während des Krieges von draußen her zu sehen und den Druck der Umklammerung nicht zu spüren.

Wie ich Deutschland von innen auf Grund meiner verlegerischen und menschlichen Erfahrungen sah, gibt das Vorwort des Kataloges: »Drei Jahre deutscher Kulturarbeit während des Weltkrieges 1914 bis 1917« wieder. Dort heißt es:

»Der deutsche Geist ist der des stillen Wachsens, weil er die Wahrhaftigkeit über alles liebt, weil er von innerer Leidenschaft und stolzem Lebensgefühl durchglüht ist und daher das Geschrei der Straße nicht kennt, weil aus ihm heraus seine großen Männer durch ihr eigenes Leben bezeugten und lehrten: Deutscher sein, heißt sein inneres Bildungsgesetz suchen und Liebe zu jeder Kreatur haben, die mit uns des Lebens Bürde trägt. Stolz aber erwächst dem Deutschen aus dem Kampf mit dem Leben, wenn er es mit seiner Sehnsucht nach Geistigkeit durchdringt.

Ist dieser Geist unter den auf Massensuggestion berechneten Schlagworten in den drei Jahren des Weltkrieges nicht allzusehr verkümmert? Welche Tageszeitung wagt Aufsätze von Männern zu bringen, die ihre innerste Überzeugung dazu treibt, etwas anderes zu sagen, als was die Allgemeinheit hören will? Wo sind die weit ausschauenden Philosophen und Denker an den deutschen Universitäten,[70] die mit vernehmlicher Stimme als Führer zu ihrem Volke über das Tagesinteresse hinaus reden? Fühlen sie denn nicht die Charakterlosigkeit und die Würdelosigkeit unserer Zeit? Draußen setzt man das Leben für das Vaterland ein, im Inneren treibt man Kriegswucher, aber keiner deutet diesen klaffenden Widerspruch. Wo bleibt der Einfluß der Kirche auf sittliche Neubildung? Wo sind allgemeingültige, feste Anschauungen, die das Leben des Volkes formen? Die meisten, die von Deutschlands Erneuerung reden, denken nur an das Geschäft. ›Belange‹ werden mit ›Ideen‹ gleichgesetzt, Materialismus und Mechanismus werden durch das Wörtchen ›national‹ vergoldet.

Wer von uns lebt in Erwartung des Schöpferischen, das nach Zukunft ruft? Die Gelehrten wohl zum geringsten Teil, denn sie reden zwar von Neuorientierung, aber sie begnügen sich damit, Formeln für ihre aus der Geschichte gewonnenen Erkenntnisse zu finden. Sie haben keine Abenteuerlust, sondern im stillen Kämmerlein beziehen sie die Welt auf sich und ihren Intellekt, und darum gleichen sie jenen Frauen, die beständig an ihr Ich denken und sich stets interessant vorkommen möchten. Und weil beide im Tiefsten ihres Herzens ein schlechtes Gewissen haben, werden sie hochfahrend. Wir leiden aber nicht nur am einseitigen Fachmenschentum, wir leiden auch an der Arroganz der Fassadenmenschen und ewigen Besserwisser, wir leiden an dem Verkleistern des notwendigen Kräftespiels der Gegensätze durch philisterhaftes Ruhebedürfnis, wir leiden an verlogenen moralischen Tiraden. Jeder verlangt vom anderen, fängt aber nicht bei sich selbst an. Das Pseudodeutschtum herrscht.

Eine Welle der Menschenliebe wird nach dem Kriege über alle europäischen Völker hereinbrechen, ein Bewußtsein der Gemeinsamkeit, und von Mensch zu Mensch wird ein In-die-Augen-Sehen kommen: was bist du als hochstrebender Mensch wert und nicht als Händler von Gütern? Das Selbstverantwortungsgefühl wird im Glauben an ewige Werte zu einer klar umrissenen Diesseitsreligion[71] führen. Diesseitsreligion heißt nicht in Diesseits-Behaglichkeit steckenbleiben, sondern klar fühlen: das menschliche Ich wurzelt zwar im Diesseits, aber der menschliche Wille wächst in kosmische Weiten und erlebt Gott in dem Leben für die Idee. Diesseitsreligion ist das Ideal der civitas dei.

Jene neue Jugend, die aus dem Sinn für das Wesentliche heraus ihr Leben gestalten will und damit in bewußtem Gegensatz zur alten Generation steht, der es an dienender Liebe fehlt und die darum kein Gemeinschaftsgefühl hat, sucht nach einem Verhältnis zu den schöpferischen Kräften des Lebens. Ihr mitzuhelfen gilt hauptsächlich meine Arbeit. Sie sucht wieder einmal stürmisch nach richtunggebender, ›Wahrheit‹. Aber alle intellektuellen Wahrheiten sind nur relativ. Es gibt nur Wahrheiten des Instinktes für den einzelnen Menschen, die Notwendigkeiten seines Lebensaufbaues, und jedes Menschen Leben ist gewissermaßen ein Segment der großen, das Lebensganze umfassenden Wahrheit. Darum sehe ich meine verlegerische Aufgabe darin, die dynamischen Kräfte der ganzen Volksgemeinschaft, der deutschen Volksseele mit entwickeln zu helfen.«

Quelle:
Diederichs, Eugen: Aus meinem Leben. Jena 1938, S. 64-72.
Lizenz:

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