Galbanum

Galbanum.
Galbanum.

[478] Galbanum.

Galbanum ist ein Gummi, von welchem wir zwey Sorten zugeführt bekommen: eine in Tropfen, von starcken Geruch, bittern und etwas scharffen Geschmack. Die andere ist in dicken, fetten oder schleimigen weichen Stücken, welche voller Spaltzen, Samen, kleiner Reislein und andern Unrath sind, und heftig stincken. Alle beyde rinnen aus der aufgeritzten Wurtzel einer Gattung Ferula, die Ferula galbanifera, die Ferula, die das Galbanum giebt, auch Ferula latiore folio genennet wird, und in Arabien, in Syrien und in Indien zu wachsen pfleget. Sie wächst weit über Mannes Höhe: Der Stengel ist dick und voller Marck. Die Blätter sind groß, dem Petersilienkraute gleich. Die Blüten wachsen wie Umbellen oder Kronen, sehen gelblicht, und bestehen insgemeine aus fünff Blättern, in Rösleinform, zu Ende ihres Kelchs gestellt. Wann die Blüte vergangen ist, so wird aus dem Kelche eine Frucht, die aus zwey sehr grossen, ovalrunden, platten und gar dünnen Samenkörnern bestehet,[478] gleichwie man an den Galbanumkuchen ersehen kan, darinne ihrer allezeit sehr viel befindlich.

Das Galbanum in Tropfen ist von dem andern weiter gar nicht unterschieden, ohne daß es mit mehrerern Fleiß und genauerer Aufsicht eingesammlet wird, damit nichts nicht unreines drunter kommen möge. Man muß aber dasjenige erwehlen, welches feine schöne, trockne Tropfen sind, gelb und reine, von starcken Geruch und bittern Geschmack. Es wird zu ein und andern compositionibus gesellet, die eingenommen werden sollen.

Das Galbanum in der Massa, in Stücken oder Kuchen, wird mir der Fahrläßigkeit wegen unrein, weil sie es nicht gesammlet, ehe dann der Unrath drein gerathen. Man muß dasselbige erwehlen, welches am reinsten und am meisten trocken ist, gelblicht von Farbe und stinckend, welcher Geruch sein rechtes wesentliches Stücke ist für die Weiber und deren Beschwerungen. Es wird zu Pflastern und zu Salben gebraucht.

Eines wie das andere führet viel Oel und flüchtiges, saures, durchtringendes Saltz, wenig phlegma und Erde.

Wann das Galbanum innerlich gebrauchet wird, so erreget es der Weiber monatliche Reinigung, schläget die Dünste nieder, widerstehet dem Gifte, zertreibet und erweichet die harten Geschwülste der Gebährmutter und andrer Eingeweide.

Als ein Pflaster aufgelegt, dienet es zum digeriren oder zeitig machen, zum erweichen, zum zertheilen, und Eyter zu Wege zu bringen.

Galbanum kommt von γαλβάνη oder καλβάνη.

Quelle:
Lemery, Nicholas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721., Sp. 478-479.
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