Lucius

[660] Lucius.

Lucius, frantzösisch, Brochet, teutsch, Hecht, ist ein Fisch, der sich in süssen Wasser hält, lang und groß ist. Sein Kopf ist groß und voller Bein, mager und viereckigt: in demselbigen sind zwey kleine weisse Steine zu befinden. Die Schnautze, insgemein die Nase, auch das Maul genannt, ist lang und von einer ziemlichen Oeffnung. Der Unterkieffel ist länger, als der obere, und hol, als wie ein Löffel: die Zähne sind gar spitzig: die Augen sehen schier wie Gold: der Rücken ist breit und fast viereckigt. Der gantze Leib ist mit kleinen, dünnen Schupen besetzet; die auf dem Rücken sehen gelblicht; die auf dem Bauche weiß, mit vielen breiten und schieffen Streiffen. Der Schwantz ist kurtz. Er findet sich in Seen und in Lachen, auch in den Flüssen. Er ist dermassen gefreßig, daß er nicht nur die kleinen Fische und die Frösche verschlinget, sondern er macht[660] sich auch Thiere, die viel grösser sind, wann er sie nur erreichen kan. Oftmahls befindet man in seinem Magen gantze Fische, die er verschlucket, und noch nicht hat verdauen können. Er machet die Seen und die Teiche von Fischen leer; und wird um dessentwillen auch Lupus aquaticus, frantzösisch, Loup des eaux, der Wasserwolff und Fischwolff teutsch genennet. Die Fischer bemühen sich sehr ihn zu fangen, nicht nur, weil er so viel Schaden an den Fischen thut, sondern auch, weil er vortrefflich gut zu essen ist. Sein Fleisch ist weiß, vest und derb, leicht zu verdauen: führet viel flüchtig Saltz und Oel.

Die Steinlein in dem Kopfe sind gut wider den Nieren- und Blasenstein, den Harn zu treiben, wider die fallende Sucht, die Geburt zu befördern und das Geblüt zu reinigen: auf einmahl wird davon ein halber Scrupel bis auf ein gantzes Quintlein eingegeben.

Sein Hertz soll zu den Wechselfiebern dienlich seyn, wann es beym Anfall wird gegessen: dergleichen Wirckung soll auch seine Galle haben, wann von derselbigen etwan sechs Tropfen eingegeben werden.

Sein Fett wird zu den Flüssen und zum Schnupfen gebraucht: es zertheilet und lindert.

Sein Rogen machet Eckel und öffnet den Leib, wann er genossen wird.

Lucius kommt von lux, luce, Licht, weil dieser Fisch so trefflich helle Augen hat: oder auch von lupus, Wolff, weil dieser Fisch so gar gefreßig ist, als wie der Wolff.

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Lemery, Nicholas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721., Sp. 660-661.
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