Polygonatum seu Sigillum Salomonis

Polygonatum seu Sigillion Salom.
Polygonatum seu Sigillion Salom.

[899] Polygonatum seu Sigillum Salomonis.

Polygonatum, Ger.

Polygonatum vulgare, Park.

Polygonatum vulgo Sigillum Salomonis, J.B. Raji Hist.

Polygonatum latifolium vulgare, C.B. Pit. Tournef.

Sigillum Salomonis, Brunf. Gesn.

frantzösisch, Seau de Salomon.

teutsch, Weißwurtzel, Schminckwurtzel.

Ist ein Kraut, das anderthalben Fuß hoch seine Stengel treibet, auch wol auf zwey Fuß hoch, die sind rund und glatt, haben keine Zweige, sind oben an der Spitze etwas krumm, und mit gar vielen Blättern besetzet, die eins ums andre daran stehen, länglicht sind und breit, den Mayenblumen-Blättern nicht unähnlich, voll Adern und braungrün, obenher gläntzend, unten meergrün. Die Blüten wachsen nach der Länge an einer Ribbe, oder unten an den Stengeln, sitzen und hangen an kurtzen Stielen eintzeln, oder zwey und zwey beysammen. Eine iede ist ein Glöcklein, die als ein langes Röhrlein siehet, und in sechs Theil zerspaltet ist, ohne Kelch und weiß von Farbe. Wann dieselbige vergangen ist, so folgt ihr eine Beere, die ist so dicke, als wie eine Epheubeere, oder auch ein wenig grösser, bey nahe rund, in etwas weich, grün oder braun, oder purperfarbig, beschliesset insgemein drey Samenkörner, die so dicke sind, als wie die Wicken, ovalrund, hart und weiß. Die Wurtzel ist lang, des Fingers dick, in lauter Gelencke durch dicke Knoten oder Knorren abgetheilet, weiß als wie Marmor, mit einem Hauffen Zaserwurtzeln besetzet, und von süßlichten Geschmack. Dieses Gewächse wächst im Holtze, an schattigen und dunckeln Orten, in den Hecken. Es führet viel phlegma, Oel und Sal essentiale.

Die Wurtzel reiniget und hält an: sie wird für den weissen Fluß der Weiber gebrauchet, das Geblüte zu reinigen und abgesotten eingenommen. Sie wird auch äusserlich gebraucht die Haut weiß und rein zu machen, den Kindern die Krätze zu vertreiben, die Mähler von den Schäden zu vertreiben, die Geschwulst zu zertheilen, und die Wunden zu heilen. Die Beeren sollen oben und unten purgiren.

Polygonatum kommt von πολὺ, multum, viel, und γόνυ, genu, Knie, als ob man wolte sprechen, ein Kraut mit vielen Knien; dieweil die Wurtzel dieses Krautes so knotig ist.

Sigillum Salomonis heisset es darum, dieweil die Knoten an der Wurtzel ein solch Zeichen[899] weisen, das einem Siegel oder Pitschaft nicht unähnlich siehet.

Quelle:
Lemery, Nicholas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721., Sp. 899-900.
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