Rosa Hiericontea

[963] Rosa Hiericontea.

Rosa Hiericontea, Turn Lob. Garz. Lon. Cast.

Rosa Hierichuntea vulgo dicta, C. B.

Rosa Hiericonthina, Tab.

Rosa de Hiericho, & Rosa Mariæ monachis, Lugd.

Amonum, Cord. in Dioscor. & Hist.

Amomis, Dioscor. & Plinii, Cæs.

frantzösisch, Rose de Jerico.

teutsch, Rose von Jericho.

Ist ein sehr kleiner Strauch, etwan vier Finger hoch, holtzig und ästig, sieht aus wie eine kleine Kugel und aschenfarbig. Seine Blätter sind klein, länglicht, zerkerbt und rauch. Die Blüten sind klein, stehen als wie Träublein dran, sehen weiß oder fleischfarben. Der Samen ist rund und röthlicht, scharff von Geschmack. Die Wurtzel ist schlecht einfach, ziemlich dick und holtzig. Wann dieser kleine Strauch im Lande und bey vollen Kräften ist, so sieht er wie ein Straus, ie mehrer aber eintrocknet, ie mehr verwickeln sich die Aestlein in einander, und die Spitzen der Zweiglein beugen sich einwärts, und gehen zusammen als wie zu einem Puncte, machen also gleichsam eine kleine Kugel. Dieses kleine Kräutlein wächst in dem wüsten Arabien, an sandigen Orten, und an dem Strand des rothen Meers: von daher wird es zu uns gebracht. Ob es nun wol die Rose von Jericho genennet wird, so ists doch keine Rose, wird auch um Jericho gar nicht gefunden. Vor diesem hat man geglaubet, es thue sich nur in der Christnacht auf: anietzo aber ists bekannt, daß es sich allezeit aufthut, wann man es nur ins Wasser steckt, und läst es eine kurtze Zeit darinne weichen: dann, da ersiehet man, wie sich die Zweiglein allgemach aus einander geben, sich öffnen, und die Blüten hervor kommen. Nimmt mans dann wieder aus dem Wasser, so wird es abermahl trocken und schliesset sich, als wie vorhero, zu. Es könte an statt eines Hygrometri gebrauchet werden; dann, wann es trocken ist, so kan die Feuchtigkeit der Luft gar füglich darein tringen: deswegen würde sichs bey trocknen Wetter in einander ziehen, wann aber das Wetter feuchter würde, so dürffte es auflauffen und sich von einander geben. Noch besser würde[963] man solches daran in Acht nehmen können, wann es in die freye Luft gestellet würde, als wann man es im Zimmer eingesperret hielte.

Es soll zum Scorbut dienen, wann es als ein Pulver oder in infuso gebrauchet wird. Ich habe aber dergleichen Kraft an ihm nicht in Acht nehmen können.

Quelle:
Lemery, Nicholas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721., Sp. 963-964.
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