Semen Moschi

Semen moschi.
Semen moschi.

[1036] Semen Moschi.

Semen Moschi.

frantzösisch, Ambrette, oder Graine de musc.

teutsch, Bisamsamen.

Ist ein Samen, der schier so dicke ist wie Hirsekörner, sieht als wie eine kleine Niere, hat eine braune Farbe, und einen Geruch, wie Ambra und Bisam, einen etwas bitteren Geschmack. Er wird aus Martinigo und Egypten, trocken zu uns gebracht. Er wächst auf einer Art der Ketmia, oder, auf einem fremden Gewächse, welches genennet wird

Ketmia Ægyptiaca semine moschato, Pit. Tournef.

Ketmia Ægyptiaca moschata, Abelmosch dictu, Honorio Bello J.B.

Alcea Ægyptiaca villosa, C.B.

Alcea Ægyptia moschata, Park.

Abelmosch, sive Mosch Arabum, Vesling. Raji Hist.

Abelmosch Ægyptiorum, sive Abutilon Avicennæ, Ponæ Ital.

teutsch, Bisampappel, Bisamkraut.

Dieses Gewächse treibt einen Stengel, zu sechs und sieben Schuhe hoch, wann er gestützet wird oder kan sich an einen Strauch lehnen: er ist rund und zart, ästig, rauch und weiß. Seine Blätter haben nicht einerley Grösse und sehen schier, als wie die Eibischblätter, sind aber gar tieff eingeschnitten und ausgeschweifft, sitzen an langen, rauchen Stielen. Die Blüte sieht als wie ein ausgeschweiffter Kelch, bestehet aus fünff Blättern, die vorne rundlich sind liegen über einander, sind rauch, goldgelb von Farbe, allein der Boden oder Grund ist dunckel purperroth und glatt. In der Mitten heraus etspriesset ein sehr zarter pistillus, der ist mit einem Hauffen körniger und gelblichter kleinen Büschel besetzet, und seine Spitze ist in fünff gleiche und gekrümmte Knöpfe zertheilet, welche als wie Sammt stehen und eben eine solche Farbe wie der Boden haben. Bevor sich diese Blume öffnet, ist sie in zwey Häutlein eingehüllet, deren eines wie in kleine Zünglein abgetheilet ist, das andere ist gantz und geht nicht eher entzwey, als wann sich die Blume allgemach aufthut. Der Pistillus wird zu einer Frucht, die ist dicke und als wie eine Pyramide fomiret, mit fünff Ecken, die mit zarten Borsten besetzet, welche jedoch starre sind und stechen. Der Untertheil, der auf den Stiel antrifft, wird eng und rundlicht. Diese Frucht siehet braun aus oder schwärtzlicht, und ist in gar viel Fächlein abgetheilt, die an der Spitze sich aufthun, wann die Frucht zeitig ist, und beschliessen eine grosse Menge[1036] Samenkörner, deren iedes wie eine kleine Niere formiret, vest und auf beyden Seiten breit gedruckt. Sie sehen aschengrau, doch, wann sie starck gerieben werden, so geht die erste Haut hinweg, und drunter findet sich noch eine andre, die ist glatt und schwärtzlicht. Der Samen wird getrocknet, und in wolbeschlossenen Büchsen und Schachteln aufgehebt: sonst, wo die Luft kan darzu kommen, so verliehret er Geruch und Kraft. Die Egypter nennen diesen Samen Mosch und Abelmosch, das heist so viel, als Bisamkörner, Bisamsamen. Hauptsächlich brauchen ihn die Parfumirer.

Man soll denjenigen aussuchen, der frisch und gantz ist, fein völlig, von ziemlich starcken und lieblichen Geruch. Er führt viel kräftig Oel bey sich und flüchtig Saltz.

Die Egypter brauchen ihn innerlich zu Stärckung des Hertzens, des Magens und des Haupts, auch Lust zum Beyschlaf zu machen. Er macht einen lieblichen Geruch im Munde, wann man ihn käuet: allein, er dient für solche Leute nicht, welche mit aufsteigenden Dünsten geplaget werden.

Quelle:
Lemery, Nicholas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721., Sp. 1036-1037.
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