Sepia

[1040] Sepia.

Sepia, frantzösisch, Seche ou Bousron, teutsch, Blackfisch, Blackküttel, ist ein Seefisch, etwan zwey Schuhe lang, so groß als eine starcke Mackrele, häßlich und ungestalt, dem Polypus nicht viel ungleich. Auf dem Rücken führt er eine Schupe oder ein Bein, das ist so groß als eine Hand, in der Mitten eines Zolles dicke, an den Seiten aber dünner, leichte, obenher harte, unten zarte und schwammig, sehr weiß, leicht zu zerreiben, und von saltzigem Geschmack: lateinisch wird es os Sepiæ, frantzösisch, os de Seche, teutsch, Fischbein, genannt. Die Goldschmiede brauchen es zu Löffel- und Gabelformen. Bey dem Halse hat dieser Fisch eine Blase und Behalter, der ist mit Saft, viel schwärtzer als wie Dinte, angefüllt, den schüttet er in die See, wann er verfolget wird, als wolte er sich auf solche Weise den Augen der Fischer entziehen. Am Kopfe hat er wie zwey Arme oder Rüssel, die dienen ihm zum schwimmen und alles damit anzupacken. Ausser diesen Armen hat er auch noch sechs kleine Pfoten, die stehen oben über seiner Schnautze, welche wie ein Papageyenschnabel formiret ist, und ein Paar größre unten drunter. Er lebt von kleinen Fischen. Er wird in dem Ocean und Mittelmeer am Strande angetroffen. Er ist gut zu essen: wird auch zu Bourdeaux, Lyon, Nantes, und in noch viel andern Städtten in Franckreich mehr, auf die Tafel gebracht. Seine Eyer sind so dicke wie Weinbeeren, sitzen dichte an einander, und hangen in grosser Anzahl beysammen wie eine Traube, sehen dunckelveilgen blau oder schwärtzlicht aus. Ein jedes ist mit einer dicken Haut umhüllet, und hanget an einem Zwerchfinger langen Bande oder Faden. Wann sie geöffnet werden, bevor sie eingetrocknet sind, so siehet man darinnnen gantz deutlich den kleinen Blackfisch gantz und gar,[1040] erkennet, auch ohne Hülffe eines Glases die Augen, den Leib, das Bein, damit er bedecket wird und welches allbereit gar harte ist, den Sack oder die Blase mit dem schwartzen Safte, und mehr andre Theile an diesem Thiere. Diese Eyer findet man am Strande wie grosse Trauben bey einander: sie haben weder mercklichen Geruch noch Geschmack; wann sie vertrocknen, werden sie wie Blasen und gantz leichte. Zur Artzney wird das Bein gebrauchet, und von unterschiedener Grösse angetroffen, doch sind sie nie viel grösser als wie eines Mannes Hand. Man soll die dicksten, die weissesten, die leichtesten, und die sich stracks zerreiben lassen, nehmen.

Sie reinigen, eröffnen, trocknen, bringen die Flecken im Gesichte weg, machen die Zähne rein, treiben den Harn, den Stein und den Sand. Es wird ein halber Scrupel bis auf ein halbes Quintlein auf einmahl davon gegeben.

Des Blackfisches Eyer gegessen treiben den Harn und die Zeit.

Dieser Fisch wird darum Sepia genannt, dieweil er einen Geiffer fahren lässet, oder einen Saft, der so schwartz ist wie Dinte, welche auf griechisch σηπεδόνα genennet wird.

Quelle:
Lemery, Nicholas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721., Sp. 1040-1041.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: