Tinus

[1141] Tinus.

Tinus, frantzösisch, Laurier-tin, teutsch, wilder Lorbeerbaum, ist ein Strauch, dessen es drey Sorten giebet.

Die erste wird genannt

Tinus prior, Clus. Hisp. Raji Hist. Pit. Tournef.

Tinus Lusitanica cærulæa bacca, Park.

Laurus sylvestris Corni fœminæ foliis subhirsutis, C. B.

Lauritini sylvestris primum genus, J. B.

Dieser Sträuch wird so hoch als wie der Spindelbaum (Cornus fœmina) und treibt viel lange, viereckigte und ästige Ruthen. Seine Blätter sind groß und breit, sehen fast als wie die an dem Spindelbaum, kommen den Lorbeerblättern ziemlich nahe, stehen Paar und Paar, nach der Länge an den Zweigen, sind schwärtzlicht und gleissend, ein[1141] wenig rauch, beständig grüne, ohne Geruch, bitter und etwas anziehend von Geschmack. Die Blüten wachsen auf der Zweige Spitzen, Büschelweise, sind weiß und riechen wol. Jedwede ist ein kleines und fünffmahl zerkerbtes Becken. Wann die Blüte vergangen ist, so wird der Kelch zu einer Frucht, die siehet schier wie eine Olive, ist aber um ein gut Theil kleiner und oben etwas spitzig, auch daselbst wie mit einem kleinen Krönlein versehen. Die Haut ist etwas fleischig und siehet gar schön blau. Inwendig ist ein Samenkorn, mit einem knorpligen Häutlein zu finden. Dieser Strauch wächst an rauhen, steinigten Orten, in den Hecken.

Die andre Sorte heist

Tinus altera, Clus. Hisp. J.B. Pit. Tournef.

Tinus laurus sylvestris, Dod.

Thinnus, Cast. Append.

Laurus sylvestris, foliis venosis, C. B.

Laurus Tinus Lusitanica, C. B.

Laurus Tinus altera vel 2. Clusii, Park.

Dieser Strauch ist von dem vorhergehenden darinne unterschieden, daß er mehr Zweige treibet, und daß dieselbigen viel vester find, mit einer grünlicht rothen Schale überzogen. Die Blätter sind ein wenig länger, schmäler und haben viel mehr Adern. Die Blüte riechet nicht so starck, und siehet etwas purpurfarben. Die Frucht ist kleiner und viel bräuner. Dieser Strauch wächst an rauhen und an der See gelegenen Orten.

Die dritte heisset

Tinus tertia, Clus. Hisp. J.B. Raji Hist. Pit. Tournef.

Tinus, sive Laurus inodora & Italorum Lentago, Bellon.

Tinns sylvestris alter vel tertius, Park.

Laurus Tinus, Ger.

Laurus sylvestris folio minore, C. B.

Dieser ist in allen Stücken kleiner, als die vorigen: er blühet des Jahres zweymahl, im Frühling und im Herbste. Seine Frucht sieht schwärtzlicht blau, sonst ist sie durchaus wie die andern. Wegen seiner Anmuth wird er in den Gärten gezogen, die Blüte aber riecht gar wenig.

Alle mit einander führen viel sal essentiale und fixum, auch Oel.

Ihre Früchte, absonderlich die von der letztern Art, sind brennend scharff, sie purgieren gar gewaltig. Ich aller will niemand nicht rathen, sie zu brauchen, von wegen ihrer Schärffe, die bey nahe caustisch und gantz ätzend ist.

Quelle:
Lemery, Nicholas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721., Sp. 1141-1142.
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