17.

Weiht den Gegner in die Liebe

Und die Trunkenheit nicht ein,

Dass er, sie nicht kennend, sterbe

In der Eigenliebe Pein.

Sei getrost, sank'st du auch kraftlos,

Wie ein Abendlüftchen, hin:

Denn auf dieser Bahn ist Krankheit

Der Gesundheit vorzuzieh'n.

Kann ich in des Heiles Ecke

Üben die Enthaltsamkeit,

Wenn mir deines Aug's Narcisse

Immer spricht von Trunkenheit?

Fühle Liebe! denn zu Ende

Wird dies ird'sche Treiben geh'n,

Eh' du in des Daseins Werkstatt

Der Erfüllung Bild geseh'n.

Auf des Seelenfreundes Schwelle

Denke an kein Himmelsglück:

Von der hohen Zinne fällst du

Sonst in nieder'n Staub zurück.

Sticht der Dorn, so fleht die Rose

Um Entschuldigung für ihn:

Leicht nimmt man den Wein, den bitter'n,

Für den Rausch, den süssen, hin.

Aus Pocalen trinkt der Ssofi

Und Hafis aus Flaschen Wein;

Männer mit den kurzen Ärmeln,

Zieht die langen Hände ein!

Quelle:
Diwan des großen lyrischen Dichters Hafis. 3 Bände, Wien 1858, Band 3, S. 49-51.
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