19.

Horch auf diese kluge Lehre,

Willst du dich von Gram befrei'n:

»Blut verschlingst du, wenn du wünschest

Was dir nicht bestimmt mag sein.

In gemeine Töpfererde

Wirst verwandelt du zuletzt:

D'rum den Krug mit Wein zu füllen

Sei dein stetes Sinnen jetzt.

Bist ein Mensch du der sich sehnet

Nach des Paradieses Flur,

So vergnüge dich an Menschen,

Die von Peris stammen, nur.

Auf der Würden Platz zu sitzen

Ist für dich Unmöglichkeit,

Wenn du früher nicht die Mittel

Dieser Würden hieltst bereit.

Ist dein Inn'res schon empfänglich

Für des Segens Schrift? O nein!

Mache von zerstreuten Bildern

Früher seine Blätter rein.«

O Chŏsrēw süsslipp'ger Schönen,

Vielfach lohnet dich das Glück,

Wirfst du auf Fĕrhād, den Armen,

Freundlich einen Blick zurück!

Überläss'st du Gottes Gnade

All' dein Handeln, o Hafis,

Schafft das Loos, das gottverlieh'ne

Viele Wonne dir gewiss.

Bei Dschelālĕddīn, dem Meister,

Tritt in Dienst, o Morgenluft,

Füllst die Welt dann mit Jasminen –

Und mit freier Lilien Duft.

Quelle:
Diwan des großen lyrischen Dichters Hafis. 3 Bände, Wien 1858, Band 3, S. 53-55.
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