37.

Es sind des Frühlingswindes Hauche,

Die von des Freundes Gau'n weh'n:

Du wirst mit Hilfe dieses Windes

Die Herzensfackel lodern seh'n.

Hast du, wie Rosen, Gold, so kaufe

Um Gotteswillen Freude dir!

Denn dass Kărūn in's Unglück stürzte,

Kam von des Golderwerbens Gier.

Mein Wein ist lauter wie die Seele,

Mag auch der Ssofi auf ihn schmäh'n;

Gott, mög' es einem weisen Manne

In keiner Lage schlimm ergeh'n!

Wie kann man seinen Wunsch erreichen?

Wenn man, was man gewünscht, entbehrt:

Die wahre Krone ist nur jene,

Die dies Entbehren dir beschert.

Ich weiss es nicht warum am Bache

Die Turteltaube klagen mag?

Auch sie vielleicht nährt einen Kummer,

Wie ich ihn nähre Nacht und Tag.

Dein süsser Freund, er ging von hinnen,

Bleib' nun allein, o Fackellicht!

So lautet der Beschluss des Himmels,

Du mögst nun wollen oder nicht.

Verhüllt will ich ein Wort dir sagen:

»Tritt aus dir selbst, der Knospe gleich,

Denn nur fünf kurze Tage herrschet

Die Fürstin in des Frühlings Reich.«

Des Wissens Stolz beraube nimmer

Dich dessen was dir Freude macht:

Komm', Schenke: ist ja doch nur Dummen

Das grösste Glück stets zugedacht.[107]

Geh' hin, geniesse Wein und schwelge,

O Herz, und meide Gleissnerei!

Ich staunte, wolltest du mich lehren

Ein Mittel das noch besser sei.

Komm auf die Flur, und von dem Sprosser

Vernimm wie zart die Liebe spricht;

Komm in den Saal und von Hafisen

Nimm in der Dichtkunst Unterricht.

Quelle:
Diwan des großen lyrischen Dichters Hafis. 3 Bände, Wien 1858, Band 3, S. 105-109.
Lizenz:
Kategorien: