43.

Gottes Heil, so lang die Nächte

Immer wiederkehren,

Und der Laute und der Zither

Zweigespräche währen!

Ferner Heil dem Dornenthale,

Ihm auch der's bewohnet,

Und dem fahnenreichen Zelte

Das auf Sande thronet!

Jedem Fremdlinge hienieden

Wünsch' ich Glück und Segen:

Darum bet' ich unablässig,

Bete allerwegen.

Lass, o Gott, wohin auch immer

Er sich möge wenden,

Deinen Schutz ihm angedeihen,

Und ihn nimmer enden!

Ruhig, Herz! denn die die Ketten

Seiner Locken tragen,

Finden in der wirr'sten Lage

Ordnung und Behagen.

Ich erliege noch der Sehnsucht;

Hätt' ich doch nur Kunde,

Wann mir Nachricht vom Genusse

Wird aus Botenmunde?

Deine Lieb' ist meine Wonne,

Ist's an jedem Tage,

Und dein Nam' ist mein Gefährte,

Ist's in jeder Lage.

Bis zum Aufersteh'n der Todten

Sollen heisse Triebe,

Dir geweiht, mein Herz erfüllen,

Und die höchste Liebe.[127]

Find' ich irgendwo Genüsse,

Wie bei dir, o König?

Mir, dem Zecher, dem Verruf'nen,

Liegt am Ander'n wenig.

Weil dir hundert neue Reize

Hat dein Flaum gegeben,

Soll durch hundert Ruhmesjahre

Währen auch dein Leben!

Jenem Maler, dem allmächt'gen,

Muss man Beifall zollen,

Der des Neumonds Strich gezogen

Um den Mond, den vollen.

Wenn nur du dein Dasein fristest,

Kann die hohen Ehren

Und des Reichthums Capitale

Man gar leicht entbehren.

Weiss der Herr doch, was Hafisens

Absicht sei hienieden;

Kennt erst Gott, was ich verlange,

Bin ich schon zufrieden.

Quelle:
Diwan des großen lyrischen Dichters Hafis. 3 Bände, Wien 1858, Band 3, S. 125-129.
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