61.

Hast du für den Wein, o Schenke,

Eine Leidenschaft,

Ei, so bringe mir nichts weiter

Als nur Rebensaft,

Und verkaufe Kutt' und Teppich

In dem wüsten Haus,

Und ein Bischen Hefe bringe

Mir dafür heraus!

Lebt's im Herzen dir, so höre

Wie der Trunk'nen Heer

In den Rosenhain der Seele

Ruft: O Lebender!

Bringe Schmerzen, wenn du Heilung

Von dem Schmerz begehrst:

Sieh', wie klein ist vor der Liebe

Beider Welten Werth!

Ein Geheimniss, das dem Herzen

Liebe nur vertraut,

Ist der Flöte sanfte Klage

Und der Zither Laut.

An den Reinen, den Verarmten

Auf der Liebe Bahn

Reichen tausend Hatem Thaie

Nimmermehr hinan.

Jener perigleiche Götze,

Wie ein Potentat

Schreitet er einher; gefolget

Von dem Volk der Stadt;

Auf sein schönes Antlitz blicket

Der Bewohner Schaar,

Und der Schweiss träuft dem Verschämten

Von dem Wangenpaar.

Hat Hafis noch lang zu klagen

Über deinen Schmerz,

Und bis wann soll ich noch tragen

Ein gebroch'nes Herz?

Quelle:
Diwan des großen lyrischen Dichters Hafis. 3 Bände, Wien 1858, Band 3, S. 179-181.
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