[Du angenehmer Häyn voll stiller Einsamkeiten]

[282] Du angenehmer Häyn voll stiller Einsamkeiten/

Wie süß und lieblich bist du mir!

Was mein betrübter Mund verschweigen muß bey Leuten/

Das bringt er ohne Scheu den stummen Bäumen für.


Ein andrer sey bemüht zu bergen seine Plagen/

Verschliesse schweigend seine Zeit;

Ich werde dir hinfort mit heller Stimme sagen/

Was meinen Geist versenckt in schweres Hertzeleid.


Die Kinder leichter Lufft/ so um die Bäume stecken/

Wenn ich beginn ein Trauer-Lied/

Verändern ihren Schall alsbald auff deinen Hecken/

Seyn zu beklagen mich durch gleichen Thon bemüht.


Der heisre Widerhall in deinen Wüsteneyen

Verdoppelt seinen Leid-Gesang/

Nicht/ daß er seine Lieb und Schmertzen will beschreyen/

Nur daß er meine Klag und Seufftzer mache lang.


Die Bäche welche sonst in ihrer Ordnung fliessen

Durch das begrünte Blumen-Feld/

Die sieht man von sich selbst die Wiesen übergiessen/

Als wären sie von mir mit Thränen auffgeschwellt.


Der Eichen fester Stamm/ die Last der harten Steine/

Bewegt durch meine Pein und Qual/

Zerreist in Stück und springt in Drümmer/ wenn ich weine/

Zum Zeichen/ daß sie mich beklagen allzumahl.


Drum/ angenehmer Wald/ du Trotz der rauhen Winde/

Wie süß und lieblich bist du mir!

Dieweil ich überall bey dir Erbarmen finde/

So leg ich iederzeit mein Seufftzen ab bey dir.

Quelle:
Hans Aßmann von Abschatz: Poetische Übersetzungen und Gedichte. Bern 1970, 1, S. 282.
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