Die krancke Fillis

[267] Ach Amor/ soll ich dir nicht klagen meine Noth!

Ich seh die Fillis hier in meinen Armen liegen;

Die matte Seele will dem siechen Leib' entfliegen;

Stirbt sie/ so ist dein Ruhm und meine Freude todt.


Ach/ schick ihr kühle Lufft mit deinen Flügeln zu/

Laß deine zarte Sehn ihr kranckes Haubt umschlüssen/

Gib deinen Köcher her zu legen unters Küssen/

Damit ihr Leib erhöht kan nehmen seine Ruh.


Verwechsle mit Betrug dem Tode seinen Pfeil/

Daß sie dein heilsam Gold empfind in ihrem Hertzen/

Wenn ihr sein rauher Stahl soll bringen Todes-Schmertzen/

So machest du (in ihr und mir) zwey Hertzen heil.

Quelle:
Hans Aßmann von Abschatz: Poetische Übersetzungen und Gedichte. Bern 1970, 1, S. 267.
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