Zu Römisch- Hungarisch-Königl. Vermählung/Glückwünschendes Europa

[7] O Himmel kläre dich/ zeuch deine Wolcken ein!

IRENE kömmt herbey mit göldnen Friedens-Schätzen

Des Großen JOSEPHS Thron und Reiche zu ergötzen.

O Himmel kläre dich mit hellem Sonnenschein![7]

Laß ihr auff sanffte Bahn Narciß- und Rosen schneyn!

Zur Friedens-Unterschrifft sieht man die Feder netzen/

So bald sie kan den Fuß auff deutsche Gräntzen setzen:

Soll nicht AMALJA die Friedens-Göttin seyn?

Komm/ holde Königs-Braut! es eilet mit Verlangen

Der Held von Oesterreich/ IRENEN zu empfangen:

Der treuen Länder Wunsch begleitet ihn zu dir.

Es schallet durch die Lufft/ daß JOSEPH und IRENE

Glück/ Segen/ Wonn und Heyl in langem Leben kröne!

So bricht die göldne Zeit der Welt auffs neu herfür!


Europa.


Kommt/ Helden-Töchter/ kommt/ last in die Wette hören/

Womit ihr seyd bereit

Die Hoffnung unsrer Zeit

Des Großen LEOPOLDS Sohn/ JOSEPH/ zu verehren.


Portugall.


Ich/ weil Europens Haubt sich auff mein Küssen leget/

Will erst an Reyhen gehn.

Ihm soll zu Dienste stehn

Was eine fremde Welt und Goa seltnes heget.


Spanien.


Was bringt Iberien zu seinem Doppel-Throne?

Pactol und Peru führt

Was ihm zum Zins gebührt;

Darzu den besten Stein aus meiner theuren Krone.


Europa.


Stein/ Silber/ gelbes Marck der Berg' ist zu geringe:

Der große Held verdient/

Mit dem mein Hoffen grünt/

Daß man ihm zum Geschenk ein ander Opffer bringe.


Engelland.


Der wohlgeneigte Sinn ist offt zu schwach an Kräfften:

Was thut denn Albion?

Ich will an seinen Thron

Orangen und Oliv' an Palm und Lorbern hefften.


[8] Schweden.


Was hab ich rauher Nord dem Helden zu gefallen

In meinem Eigenthum?

Zu mehren seinen Ruhm

Durch neuen Glantz und Schein verehr' ich Berg-Crystallen.


Dännemarck.


Was ich dir Würdiges für andern könne zeigen

Ist wohl nicht viel bey mir:

Doch/ König/ bleibet dir

Der Dänen offner Sund und Hertz auff ewig eigen.


Polen.


Mein Bley ist viel zu schwer in Oesterreich zu führen/

Mein Saltz und Wachs zu schlecht.

Doch/ steht das alte Recht/

So wird noch Haubt noch Glied die alte Gunst verlieren.


Moscau.


Wolt ich Siberien von Zobeln gleich entleren/

Was brächt ich Würdigs dar?

Genung/ daß ihm ein CZAAR

In seiner eignen Burg muß Lieb und Hold gewehren.


Europa.


Die Meinung ist wohl gutt/ die ein- und anders führet;

Doch bildt euch/ Kinder/ ein

Diß wird eur Glücks-Stern seyn/

Und dencket nach/ daß noch was anders ihm gebühret.


Deutschland.


Mein JOSEPH schaue nicht nach weit-geholtem Wesen/

Daß der und jener rühmt.

Was seinen Jahren ziemt

Hab ich ihm aus der Schos der Weser ausgelesen.


Welschland.


Die Käyser waren ja gewohnt bey mir zu wohnen:

Ich sehe noch für ihn

In meinen Lande blühn

Der Königs-Kertzen Zier/ die Pracht der Käyser-Kronen.


[9] Franckreich.


Kommts auff die Blumen an/ so bleib ich nicht dahinden:

Wie manches Fürsten Hand

Vom Po- und Weser-Strand

Ließ ihm den liebsten Krantz in meinen Gärten winden!


Deutschland.


Eur schlauer Geist erräth/ wohin mein Rätzel zielet!

Doch/ weil mein eigen ist/

Was JOSEPH hat erkist/

So ist der Danck für mich gewonnen/ euch verspielet.


Franckreich.


Ist nicht die Helden-Blum aus Franckreich her entsprossen?


Welschland.


Vom Stocke fremder Art:


Franckreich.


In Gallien gepaart.


Welschland.


Doch daß von Welschem Blutt an seinen Stamm geflossen.


Deutschland.


Ich lache/ daß sie sich um fremde Blumen zancken.

Wer Guelffens Felder kennt/

Die Necker-Wisen nennt/

Der suchet sie gewiß nich ausser meinen Schrancken.


Europa.


Die schönste Weser-Blum ist dein/ o Deutschland/ eigen.

Der Deutschen Donau Strand

Wird nun ihr fester Stand:

Daselbsten wird ihr Glantz zu voller Blüte steigen.


Deutschland.


Blumen/ welche Braunschweig giebt/

Solln auff Pannons Auen blühen?

Blumen/ welche JOSEPH liebt/

Sollen neue Blumen ziehen![10]

Blumen meiner Nieder-Sachsen

Sollen biß an Stambol wachsen!


Portugall.


Lasst uns einen Blumen-Krantz

Dem vermählten JOSEPH binden/

Ob gleich aller Blumen Glantz

Muß für seiner Blume schwinden!

Was die Glückes-Inseln tragen

Soll sich ihn zu zieren wagen.


Spanien.


Seht/ hier seyn schon ausgespreit

Tubecosen und Jeßminen!


Franckreich.


Meine Liljen seyn bereit

Seine Scheitel zu bedienen.


Welschland.


Roßmarin und frische Myrten

Schmückt den großen Völcker-Hirten!


Engelland.


Nehmt der fetten Trifften Klee/

Und die Blüten göldner Früchte!


Schweden.


Was auch unter Eiß und Schnee

Blühet/ bring ich zu Gesichte.


Dännemarck.


See-Blum um den Belt entsprossen

Soll auch nicht seyn ausgeschlossen.


Moscau.


Von der nahen Tartarey

Will ich meinen Borez senden.

JOSEPHS edle Schäferey

Mehre sich an allen Enden!


[11] Polen.


Draus die Bienen Honig saugen

Leg' ich für des Helden Augen.


Deutschland.


LEOPOLD/ den werthen Sohn

Siehst du izt mit Lust vermählen.

Laß dich GOTT auff deinem Thron

Noch viel Enckel von ihm zählen!

Die getreuen Länder ruffen:

GOTT bestättig' unser Hoffen!


Europa.


Brachtst du unserm Oesterreich/

Große Käyserin/ den Segen/

Dieser soll sich auch zugleich

Deinem Sohn zur Seite legen/

Und von JOSEPHS schönem Bronnen

Komme Deutschlands Heyl geronnen!

Quelle:
Hans Aßmann von Abschatz: Poetische Übersetzungen und Gedichte. Bern 1970, 3, S. 7-12.
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