[Der alte Teutsche trug die Kinder an den Rhein]

[15] Der alte Teutsche trug die Kinder an den Rhein/

Es solte dieses Bad der Unschuld Probe seyn.

Wir haben allesammt ein heilsam Bad von nöthen/

Wenn uns die Erb-Schuld nicht erröthen soll und tödten.


Allein/ es ist hierzu kein schlechtes Wasser gutt/

Der Rhein macht keinen rein/ die stärckste Wasser-Flutt

Wäscht keinen Flecken ab/ der an der Seele klebet/

Wenn aber Gottes Geist ob Jordans Strome schwebet/


Wenn er mit Wunder-Krafft den Teich Betheßda rührt/

Wenn der Erlöser uns zu einem Brunnen führt/

Durch Geist und Wort geweyht/ so ist ein Bach zu finden/

In dem man sauber wird von allem Koth der Sünden.


Die Quelle macht dich auch/ geliebte Seele/ rein/

Und wird dir Lebenslang der Unschuld Zeugniß seyn;

Sie bring' an Leib und Seel erwünschtes Wohlgedeyn/

Und führe dich zum Strom der ewgen Wollust ein.

Quelle:
Hans Aßmann von Abschatz: Poetische Übersetzungen und Gedichte. Bern 1970, 2, S. 15.
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