[Die Zeit läst ihre Flucht uns täg- und stündlich schauen]

[101] Die Zeit läst ihre Flucht uns täg- und stündlich schauen

Und dennoch wollen wir auff ihre Länge bauen:

Ein Sclave fremder Gunst stirbt/ eh er ihm gelebt/

Ein Knecht der blinden Lieb/ ein Diener seiner Gütter/

Macht ihm sein Leben selbst durch Furcht und Hoffnung bitter.

Wer kühner Hitze voll/ nach fremden Blutte strebt/

Sucht offters vor der Zeit sein eignes zu verlieren/

Wer sich den schnöden Dunst der Ehre läst verführen/

Dient vor ein Gauckel-Spiel des Glückes und der Zeit.

Was trachtet ihr denn viel/ ihr Bürger dieser Erden/

Begünstigt/ reich/ geliebt/ gefürcht und hoch zu werden?

Wenn ihr doch Erd aus Erd und Staub und Asche seyd.


Quelle:
Hans Aßmann von Abschatz: Poetische Übersetzungen und Gedichte. Bern 1970, 2, S. 101.
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