Am Tage Christi Menschwerdung und Empfängniß

[51] Jesu Salve!


Jauchze Palästins Gefilde/

Freu dich kleines Ephrata!

Was dir längst gezeigt im Bilde

Kömmt nun deinen Gräntzen nah.

Neues Wunder läst sich schauen

Auff den Nazarether Auen.


Eine Jungfrau ohne Flecken

Zeuget einen Wunder-Sohn/

(Klare Schrifften/ tunckle Decken

Haben längst gezeugt darvon:)

Gott mit uns und Heyl der Erden

Soll das Kind genennet werden.


Sünde bracht uns Tod und Sterben/

Böser Mutter herbe Zucht/

Sodoms Aepffel zum Verderben/

Argen Stammes bittre-Frucht:

Jesse Wurtzel will nun grünen

Und zum Lebens-Balsam dienen.


Unter trüben Finsternissen

Lag die Welt/ und seuffzet ihr:

Daß die Wolcken doch zerrissen/

Und die Sonne bräch herfür![51]

Schaut ihr nicht ihr goldnes Blincken

Schon der frischen Erde wincken?


Sey willkommen/ Licht der Heyden/

Auff der Hebroniter Feld!

Wilt du dich ins Fleisch verkleiden/

Gott von Art und Mensch ein Held?

Sohn Mariens/ Gast auff Erden/

Mein Gefert und Bruder werden?


Ach! wie kan ich dich umfassen!

Ach! wie mag ich dankbar seyn!

Deinen Himmel zu verlassen/

In die Welt zu treten ein/

Reich und Herrschafft/ Thron und Leben

Für den Feind in Raub zu geben!


Liebe/ du thust solche Wunder!

Liebe/ deren keine gleich!

Ach! daß solcher Liebe Zunder

Mein gefrornes Hertz erweich!

Ach! daß sie mich auch entzünde

Und zur Gegen-Brunst verbinde!


Veyeln/ Rosen last uns pflücken/

So viel ihr zu finden seyn/

Und dem liebsten Kinde schicken!

Last uns Palmen sammlen ein/

Und auff Salems frischen Höhen

Ihm damit entgegen gehen!


Eitle Blumen müssen bleichen

Gegen dieser Roß im Thal/

Was die Erde kan erreichen

Gleichet nicht des Himmels Saal.

Drum ich Hertz-Kraut/ Sonnenwende/

Jesu/ dir zum Opffer sende!


Quelle:
Hans Aßmann von Abschatz: Poetische Übersetzungen und Gedichte. Bern 1970, 2, S. 51-52.
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