Eines Englischen Hundes

[62] Mein Leser/ unter diesem Steine/

Ruht Rodomonds Gebeine/

Der in der Blütte seiner Jahr

Ein Ausbund schöner Hunde war/

Der sich als einen Held in Kampff und Streit erwiesen/

Und wegen seiner Treu vor andern wird gepriesen.[62]


Der unter tausend klugen Hunden

Verständig ward erfunden.

Der ihm durch ungemeine Kunst/

Verdient des Herren gutte Gunst/

Der Freunde Lieb und Hold/ der Feinde Furcht und Schrecken/

Das nach dem Tode noch sein Nahme kan erwecken.


Zwar hat das Ende seinem Leben

Ein schwerer Tod gegeben/

Doch siel er als ein kühner Held/

Von keiner schnöden Hand gefällt.

Er kan die Kranckheit nicht/ sie ihn nicht überwinden/

Ihn muß ein heißes Bley auff grüner Au entbinden.


Der Schiffer fürcht sich nicht in Wellen

Sein Grabmahl zu bestellen.

Der Bergmann zieht dem Tode nach

In Pluto finstres Schlaff-Gemach:

Ein Held wird ihm sein Grab mit Blutte lieber färben/

Als auff gemeine Weis' in siechen Lager sterben.


Muß gleich der Leib im Tode büssen/

Den Staub der Bayre küssen/

So bleibt doch der bekandte Ruhm

Sein unvergänglich Eigenthum.

Es schreibt sein hohes Lob bey Phöbus Wagen-Räder

Mit Diamanten an gelehrter Leute Feder.


Du/ dem sich im fürüber-reisen

Diß schlechte Grab wird weisen.

Spreit über dieses Todten-Hauß

Mit vollen Händen Blumen aus/

Und wo noch Rodomund so viel ist werh gewesen/

Bemüh dich beygefügt sein Testament zu lesen.

Quelle:
Hans Aßmann von Abschatz: Poetische Übersetzungen und Gedichte. Bern 1970, 4, S. 62-63.
Lizenz:
Kategorien: