Abschied von gutten Freunden

[113] Was soll die trunckne Feder schreiben?

Was aus des Hertzens Grunde quillt/

Worzu mich Lieb und Treue treiben/

Die Oder/ Mayn und Rhein beständigst unterhilt.


Nimm an diß Denckmahl meiner Hände

Du treue Freund- und Brüderschafft/

Der ich zu Diensten mich verpfände

So lang in diesem Leib ein Lebens-Athem hafft.


Der Brauch der Welt ist viel zu sagen/

Ich schweige was ich leiden muß:

Du kanst mein Hertz in deinem fragen/

Ob ich befreyet sey von Schmertzen und Verdruß.


Doch weil es so der Himmel schicket/

So müssen wir zufrieden seyn;[113]

Wer weiß noch wo es uns gelücket/

Daß wir uns hier und dar zusammen finden ein.


Indessen leb in Lust und Freuden/

Du meiner Seelen halbes Theil/

Auff kurtzer Zeit betrübtes Scheiden

Folgt mit dem Wieder-sehn erwünschtes Glück und Heyl.


Quelle:
Hans Aßmann von Abschatz: Poetische Übersetzungen und Gedichte. Bern 1970, 4, S. 113-114.
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