4. Scene.

[31] Vorige. Sander, Roder und andere Bauern schleppen den barhaupten und gefesselten Erich herein.


ERICH versucht um sich zu schlagen. Schweine! Affen! Hunde! Laßt mich los.

SANDER stößt ihn. Halt's Maul, adliger Lumpenhund, du stehst vor deinem Richter.[31]

ENGEL UND BAUERN. Der Ritter Erich gefangen?

MÜNZER. Wo bringt ihr ihn her?

RODER. Meister, wir lagen im Buchengehölz vor dem Frauenthor im Hinterhalt, wie du uns gewiesen. Da kam dieser mit drei Knechten zu Pferde auf dem Spürpfad. Wir brachen aus – die Knechte liegen draußen erschlagen, dieser wehrte sich wie ein Bär, aber wir entrissen ihm sein Schwert und brachten ihn hierher.

MÜNZER. Kennst du mich, Graf Erich? – Ich bin dein Richter.

ERICH. Die Metzgerhunde halten Gericht über den Löwen – köstlich.

MÜNZER. Graf Erich, bitte vor diesen hier Gott um Vergebung dessen, was du an ihnen gethan.

ERICH speit aus.

BLINTE. Schlagt ihn nieder! Alle müssen dran glauben!

HANS. Meister, überlaß ihn mir! Nach dem Augenblick hab' ich gelechzt, an ihm zu sühnen, was er mir und meiner Braut zugefügt. Laß mich an ihm die tausend Thränenströme rächen, die durch seine Frevel über die Wangen unserer Jungfrauen und Weiber geflossen. Jedes Glied will ich ihm einzeln vom Körper reißen –

BAUERN. Wir Alle, wir Alle!

MÜNZER. Wir sind keine Mörder, wir wollen Menschenleben nicht anders opfern denn nothgedrungen, im offenen Kampfe, Mann gegen Mann. Aber was du an den Frauen und Töchtern dieser hier gethan, verlangt Strafe. Stecht ihm die Augen aus, daß er sie nie wieder im Begehren zu dem Weibe eines seiner Nächsten erhebe. Fort mit ihm!

BAUERN. So ist's recht – so ist's recht! Schleppen ihn fort.[32]

ERICH. Ihr Hunde, wollt ihr mich zum Spott aller alten Vetteln im deutschen Reiche machen – laßt mich los, Affen, Krokodile – Er wird unter großem Geschrei abgeführt.


Quelle:
Conrad Alberti: Brot! Leipzig 1888, S. 31-33.
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