Pleite

[140] Das Delikatessen-Geschäft X.Y.Z. ist zugrund gegangen, obwohl es inmitten der Stadt war und obwohl Frau v.T. stets sagte: »Bei mir kommen nur Delikatessen von X.Y.Z. auf den Tisch, extra solide Ware!« Das Geschäft war »idealistisch«, also »lächerlich in unserem Sinne« geführt, das Beste ist für die Kundschaft gerade gut genug! Welche Prinzipien, bitte, in dieser heutigen Konstellation?! Das ist schön für Lehrbücher angehender Lehrlinge, aber doch nicht für das reale ernste Leben!? Die Sardinen waren wie kleine Haifische, aber soll das sein?! Der vertrocknete Käse wurde weggeworfen, und Jedermann wurde ernstlich davor gewarnt,[140] Datteln oder Malagatrauben zu kaufen! Wenigstens in diesem Monate, mit schlechter Ernte. Vielleicht, hoffentlich, käme es demnächst besser. Den geehrten Kundschaften könne man diesen Schund nicht anhängen, dazu habe man nicht das Herz trotz allem. Niemand wird sich wundern, daß diese Delikatessen-Handlung X.Y.Z., inmitten der Stadt gelegen, dennoch zugrunde gegangen ist.

So gehen nämlich auch alle wirklichen Dichter, Künstler, Menschen, Mädchen zugrunde! Wer prosperiert hienieden, Der weiß es wenigstens, wieso, wodurch er prosperiert!

Quelle:
Altenberg, Peter: Mein Lebensabend. Berlin 1–81919, S. 140-141.
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