Schwangerschaft

[172] Nun also bist Du schwanger, Paula, von Deinem Manne,

nachdem Du fünf Jahre lang bräutlich Dich von mir verehren ließest in Deiner nie gewesenen und nie mehr kommenden Persönlichkeit!

Ich wußte, Wer Du warst, und daß in

dieser Welt die Demut Deines Geistes

nicht mehr zu finden sein werde!

Nun gehst Du, Paula, den Weg, den Alle gehen,

es wäre denn, daß sie vorzeitig an Tuberkulose oder anderen Dingen zugrunde gingen!

Ich wünsche Dir ein leichtes Wochenbett,

und mögest Du dem hoffentlichen Töchterchen

Alles Das ersparen, was mir und dir

hienieden nicht erspart worden ist!

Du gehst nun, Du mußt nun den Weg geh'n,

den Alle gehen, die nicht gerade den Mut haben,

zugrunde gehen zu wollen auf irgendeine außergewöhnliche Art!

Ich wünsche Dir ein leichtes Wochenbett,

und in dem ersten Lächeln deines Kindchens einen Schimmer von

Allem, was wir miteinander durch Jahre erlebt haben, Paula!

Quelle:
Altenberg, Peter: Mein Lebensabend. Berlin 1–81919, S. 172-173.
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Mein Lebensabend: [Reprint der Originalausgabe von 1919]