Gesundheit

[16] Ich habe zu viel »überschüssige Lebensenergien« – – –. Wohin damit?! Daß sie sich naturgemäß aufbrauchten?!

Das Leben stellt mir ja doch nur »Fallgruben«, in die ich zuletzt hineinstürze, meine Kräfte verbrauche, um wieder herauszukommen – – –! Zum Beispiel Frauen, die man zärtlich lieb hat!

Man müßte »haushalten« mit seinen überschüssigen Lebenskräften, ohne zu geizen! Man müßte seine edlen Kräfte »krankhaft ängstlich« bewachen, was man leider aber erst kann, bis man wirklich »krank« ist. Bis dahin vergeudet man! Der Gesunde vergeudet; denn er wird durch nichts gemahnt! Erst der Kranke wird weise sparsam, nachdem es ihm nichts mehr nützt zu sparen, da er total verarmt ist! Als Gesunder die Weisheit des Erkrankten haben, da könnte man in die Sterne wachsen!

Aber das hat niemand mit Bewußtsein.

Unbewußt haben es die wenigen Lebensenergiegenies, die von selbst über 100 Jahre alt werden und im Lehnstuhle hinüberschlummern – – –. Wie haben sie gelebt?!? Jedenfalls sparsam bei einem Großkapitale an Lebensenergien. Es gibt keine »hygienischen Wunder«, die man nicht mathematisch berechnen könnte! Es sind immer Einnahmen und Ausgaben!

Gesundheit ist eine »Gnade des Himmels«.

Man muß sich ihrer wert erweisen durch die Weisheit seiner Lebensführung. Man muß[16] sie betrachten, achten und schätzen am eigenen Leibe, wie der monomane Sammler seinen echten »Rembrandt« achtet!

Leichtsinn ist Satans Fluch der Gesunden! Des Himmels Gnadengeschenk »Gesundheit« will verdient sein durch unendliche Opfer!

Bringe sie, Mensch, freudigen Herzens; Gottes Gnade ist unerschöpflich für die, die sich beherrschen![17]

Quelle:
Peter Altenberg: Märchen des Lebens. Berlin 7–81924, S. 16-18.
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