Aphorismen einer Primitiven

[323] Ich hab' nur gern arrogante Männer. Da weiss man doch wenigstens, ob sie wegen einem ihre Arroganzen aufgeben oder nicht?! Aber diese Anderen, mit ihren Katze-Buckeln im vorhinein?!


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Jetzt weiss ich nicht, hab' ich den Menschen wirklich so gern oder hat er mich blos »blöd geschmust«!?


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Wenn er mich prügelt, dann ist es 'mal sicher wenigstens, dass seine Neigung bis zur Prügel-Emotion ging!

Er prügelt gerade soviel aus mir heraus als seine Kränkung gross war, die ich, Luder, ihm bereitet habe! Det is doch eene Controlle!

Eene Ohrfeige, det is was Sicheres!

Aber die Liebesschwüre?


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[323]

Eifersuchts-Szenen, Comödie, Theater – machen, Katze und Maus spielen! Alabonheur!

Was hat man denn davon, wenn Alles glatt ginge?!?

Die scheussliche Idylle!


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Wenn ich mal so dasitze und warte und warte und nervös werde – – – das ist die Liebe!


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Die Männer sind blöde – – – sie möchten in einer Viertelstunde erreichen, wozu 10000 Stunden nöthig wären!

Und dann sagen sie, dass wir keen Herz haben, während sie man blos keene Zeit haben!


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Ich habe ein Gedicht gemacht:

Dame und H ...

»Dame sass da mit steinernem Herzen – – –

Herr ging weg mit tiefen Schmerzen.

Armes Mädel in einem Puff

heiterte ihn uff!

»Dame mit dem steinernen Herzen, steig' mir auf den Buckel – – –« empfand er still,

»Segen über das arme Mädel, das nichts als ein Strumpfgeld will!«[324]

Quelle:
Peter Altenberg: Was der Tag mir zuträgt. Berlin 12–131924, S. 323-325.
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