4. Der gerechtfertigte Sünder

[186] Ich war des Teufels Sklav und ging in seinen Banden,

Ich war mit Sündenwust verstellt und blutig rot,

In Wollust wälzt ich mich wie eine Sau im Kot,

Ich stank vor Eitelkeit, die häufig war vorhanden,

Ich war dem Abgrund nah und fing schon an zu stranden,

Ich lebte wie ein Vieh und fragte nicht nach Gott,

Ich war ein Schattenmensch und noch lebendig tot.

Nun bin ich wiederum in Christo auferstanden

Und lebendig gemacht; die Ketten sind entzwei,

Der Teufel ist verjagt und ich bin los und frei.

Ich suche Gott allein mit eifrigem Gemüte

Und gebe mich ihm auf. Was er mir immer tut

In Zeit und Ewigkeit, das sprech ich alles gut.

Ach! daß er mich doch nur vor mehrerm Fall behüte!

Quelle:
Angelus Silesius: Sämtliche poetische Werke in drei Bänden. Band 3, München 1952, S. 186.
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