CL.

[194] 1. Es wolt ein junger geselle,

des morgens früh auffstahn,

drey uhren vor dem tage,

spielen mit unser maget,

nach rößlein wolten sie gahn.


2. Er nam sie bey der hende,

bey jr schneeweissen hand,[194]

er führt sie in das grüne,

sie sprach sie wolts nit thune,

wie freundlich das er sie bat.


3. Sie giengen ein wenig fürther,

wol auff ein grünen plan,

spreit jhr ewer käplein nider,

es wirdt wol besser wider,

und spielt mit mir im grün.


4. Mein aller beste kappen,

die kost mich funfftzig pfund,

spreit ich sie zu der erden,

verdorben möcht sie werden,

in einer kurtzen stund.


5. Der tag gieng zu dem abend,

die sonn gieng jren gang,

das megdlein stund in der thüren,

der jüngling kam darfüre,

mit seiner kappen lang.


6. Er sprach guten abend megdlein,

sie sprach Gott danck euch man,

die engeln in dem throne,

werden dem keplein lonen,

das ich megdlein von euch kam.


7. Das ich euch megdlein liesse,

das thet meine grosse zucht,

das hertz in meinem leibe,

förchtet ewerer ehre,

und ewer from gemüth.


8. Nun hört jhr jungen gesellen,

was ist jetzt für ein recht,

wenn jr des morgens früh auffsteht,

mit einer magd spacieren geht,

so spart ewer keplein nit.


9. Hett ich mein kepplein nit gespart,

das megdlein darauff gelegt,[195]

und hett ichs schon gethane,

wie mirs darüber solt gane,

den schaden müst ich han.

Quelle:
[Anonym]: Das Ambraser Liederbuch vom Jahre 1582. Stuttgart 1845, S. 194-196.
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